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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Exkurs: Sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> Tertiärprävention von Alkoholproblemen<br />

Während die Pr<strong>im</strong>ärprävention vor allem substanzbezogene Maßnahmen umfasst, zielt die Sek<strong>und</strong>ärprävention<br />

von Alkoholproblemen auf die Früherkennung einer Sucht oder Suchtgefahr<br />

bzw. auf die Motivierung zur Auseinandersetzung mit der Alkoholproblematik (Müller-<br />

Fahrnow, W. et al. 2002). Dabei bildet das ‚Stages of Change‘-Modell eine mögliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

für Interventionen. Zu den Maßnahmen der Sek<strong>und</strong>ärprävention zählen schriftliche Informationen,<br />

Kurzberatung, ausführliche Beratung <strong>und</strong> (Motivierungs-) Behandlung. Mögliche Zugangswege<br />

sind Arztpraxen <strong>und</strong> Krankenhäuser, aber auch Betriebe <strong>und</strong> Schulen.<br />

Für die Suchtrehabilitation steht ein differenziertes Behandlungsangebot zur Verfügung. Es umfasst<br />

stationäre, teilstationäre <strong>und</strong> ambulante Versorgungsformen. Dabei gilt die Effektivität der<br />

stationären Behandlung als belegt, während zur ambulanten <strong>und</strong> zur teilstationären Behandlung<br />

(z. B. Tageskliniken, Übergangseinrichtungen, betreutes Wohnen) noch vergleichsweise wenige<br />

Studien in zufriedenstellender <strong>Qualität</strong> vorliegen. Die tatsächliche Effektivität von Angeboten<br />

hängt auch von Patientenmerkmalen bzw. Komorbiditäten (vor allem psychische Störungen)<br />

<strong>und</strong> von der Zuweisungssteuerung ab. Die Erfolgswahrscheinlichkeit ambulanter Angebote<br />

kann vermutlich durch eine Teilnahme an Selbsthilfegruppen erhöht werden. Als wissenschaftlich<br />

etabliert gilt der Einfluss der sozialen Stabilität von Rehabilitanden auf den Rehabilitationserfolg.<br />

Belastungsfaktoren wie Arbeitslosigkeit oder auch Partnerschaftsprobleme werden allerdings<br />

in Effektivitätsstudien häufig vernachlässigt (Müller-Fahrnow, W. et al. 2002).<br />

280. Bei der Umsetzung von Strategien zur Verminderung des Alkoholkonsums ist wie<br />

auch bei anderen Interventionen die Gefahr nicht intendierter Effekte zu berücksichtigen.<br />

Nicht erwünschte Nebeneffekte traten z. B. bei einer in den USA in den 1980er<br />

Jahren durchgesetzen Erhöhung der Altersgrenzen für den Alkoholkonsum auf. Eine<br />

Analyse in 43 B<strong>und</strong>esstaaten der USA auf der Basis von Daten der Jahre 1980-89 führte<br />

zu dem Ergebnis, dass eine Anhebung des Mindestalters zwar die Prävalenz des Alkoholkonsums<br />

leicht reduzierte, es aber auch zu einer leichten Erhöhung der Prävalenz des<br />

Marihuana-Konsums kam (DiNardo, J. u. Lemieux, T. 2001). Nach vorliegenden Ergebnissen<br />

ist es denkbar, dass zwischen Alkohol <strong>und</strong> Marihuana eine substitutive Beziehung,<br />

zwischen diesen beiden Genussmitteln bzw. Drogen einerseits <strong>und</strong> Zigaretten<br />

andererseits aber eine komplementäre Beziehung besteht (DiNardo, J. u. Lemieux, T.<br />

2001). Prinzipiell sollten gesicherte Kenntnisse der Substitutionseffekte zwischen Konsumgütern,<br />

von denen eines oder mehrere zum Gegenstand präventiver Interventionen<br />

werden, <strong>und</strong> der möglichen Auswirkungen komplementärer Beziehungen zwischen diesen<br />

Gütern in die Planung von Interventionen eingehen.<br />

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