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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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277. Bei der Regulierung des Angebots spielen neben den präventionspolitischen Gesichtspunkten<br />

auch die Interessen von Produzenten wie Brauereien <strong>und</strong> Winzern eine<br />

Rolle. Ihre Bedeutung für Wirtschaftsregionen, regionale Arbeitsmärkte <strong>und</strong> das Aufkommen<br />

an Körperschafts-, Einkommens-, Mehrwert- <strong>und</strong> Alkoholsteuern hat argumentatives<br />

Gewicht. So verfolgten einige Länder <strong>im</strong> Mittelmeerraum die Zielsetzung,<br />

die <strong>Qualität</strong> alkoholischer Getränke zu sichern bzw. zu steigern, Exportchancen zu nutzen,<br />

Bauern <strong>und</strong> Winzern ein angemessenes Auskommen <strong>und</strong> zugleich den Konsumenten<br />

ein Weinangebot zu akzeptablen Preisen zu sichern (WHO 2004). Ein kursorischer<br />

Überblick über unterschiedliche Perspektiven der Alkoholpolitik zeigt bereits ein breites<br />

Spektrum möglicher Ziele auf, deren Gewicht in der politischen Praxis von den Prioritäten<br />

der Akteure, zu denen mehrere Ressorts einer Regierung wie Ges<strong>und</strong>heit, Landwirtschaft,<br />

Finanzen <strong>und</strong> Wirtschaft gehören, <strong>und</strong> von den Ergebnissen von Aushandlungsprozessen<br />

mit unterschiedlichen Interessengruppen abhängt. Zu den nicht von der<br />

Hand zu weisenden Argumenten zur Alkoholpolitik zählt auch, dass - anders als <strong>im</strong><br />

Falle des Tabakkonsums - nicht der Konsum von Alkohol an sich, sondern pr<strong>im</strong>är der<br />

Missbrauch alkoholhaltiger Getränke zu bekämpfen sei, <strong>und</strong> dass überdies einigen alkoholhaltigen<br />

Getränken, z. B. Wein, kulturübergreifend <strong>und</strong> seit Jahrtausenden eine hohe<br />

kulturelle <strong>und</strong> soziale Bedeutung beigemessen wird (z. B. Room, R. et al. 2005).<br />

Ungeachtet dieser unterschiedlichen Perspektiven <strong>und</strong> Zielkonflikte stellt der Alkoholkonsum<br />

aus einer ges<strong>und</strong>heitspolitischen Perspektive insofern ein Problem dar, als er in<br />

(West-) Europa für r<strong>und</strong> 11 % der gesamten Krankheitslast bei Männern <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 2 %<br />

bei Frauen verantwortlich gemacht wurde (Babor, Th. et al. 2003). 57<br />

57 Mögliche präventive Auswirkungen eines moderaten Alkoholkonsums werden diskutiert. Dennoch<br />

wurde eine Verringerung der Schäden, die durch Alkohol bewirkt werden, <strong>im</strong> Europäischen Aktionsplan<br />

Alkohol 2000-2005 als eine der größten Public Health-Aufgaben bezeichnet, mit denen<br />

sich die Europäische Region der WHO konfrontiert sieht (WHO 2000a). Um die Verfügbarkeit<br />

von alkoholischen Produkten zu reduzieren, werden alle Länder der Europäischen Region u. a. dazu<br />

aufgefordert, eine geeignete Steuerpolitik zu betreiben <strong>und</strong> das Ausmaß des Trinkens bei Minderjährigen<br />

zu vermindern.<br />

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