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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Quantifizierung der Krankheitslast (Burden of Disease)<br />

268. Im ‚Global Burden of Disease‘ (GBD)-Projekt von Weltbank, WHO <strong>und</strong> Harvard School<br />

of Public Health wurde eine äußerst komplexe Methodik zur Best<strong>im</strong>mung der Krankheitslast<br />

eingesetzt. Ein Gr<strong>und</strong>anliegen der GBD-Studie, in der Schätzwerte zur Krankheitslast nach Region<br />

ermittelt wurden, war die Berücksichtigung sowohl der Mortalität <strong>und</strong> der verlorenen potenziellen<br />

Lebensjahre als auch der Beeinträchtigung der Ges<strong>und</strong>heit (non-fatal health<br />

outcomes). Dazu wurde die Zahl der Lebensjahre in einem beeinträchtigten Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

(Years Lived with Disability, YLD) unter Verwendung von Daten zur Inzidenz <strong>und</strong> Dauer<br />

von Krankheitsstadien sowie von für die Studie ermittelten Gewichten der Krankheitsstadien<br />

geschätzt. Die Gewichte können kontrovers beurteilt werden, doch zeigte sich, dass der Unsicherheit<br />

epidemiologischer Daten letztlich eine größere Bedeutung für die Ergebnisse zukam<br />

als Variationen der Gewichte (Murray, C.J.L. u. Lopez, A.D. 1996). Die gesamte Krankheitslast<br />

setzt sich nach der GBD-Methodik aus der Gesamtzahl der Jahre, die erkrankte Personen in<br />

einem beeinträchtigen Zustand leben, <strong>und</strong> den durch die Krankheit verlorenen Lebensjahren<br />

(Years of Life Lost, YLL) zusammen. Beide Größen (YLD <strong>und</strong> YLL) wurden in dem ‚populationsbezogenen<br />

Summenmaß‘ des ‚Disability Adjusted Life Year‘ (DALY) zusammengeführt.<br />

Die Stärke des Ansatzes beruht <strong>im</strong> Vergleich zu herkömmlichen ‚Krankheitskostenanalysen‘<br />

auf der zumindest partiellen Berücksichtigung ‚intangibler‘ Kosten. Zugleich werden allerdings<br />

prinzipielle Probleme deutlich:<br />

− Mit ‚populationsbezogenen Summenmaßen‘ wie dem DALY ist z. B. <strong>im</strong> Vergleich zu der<br />

mehrd<strong>im</strong>ensionalen Beschreibung in der ICF <strong>und</strong> zu Instrumenten zur Messung der ‚ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<br />

Lebensqualität’ ein hoher Informationsverlust verb<strong>und</strong>en.<br />

− Die Ableitung von Gewichten für Krankheiten oder Krankheitsstadien bzw. für eine<br />

Behinderung ist anfechtbar.<br />

− Zu klären ist, nach welchem Verfahren, unter Hinzuziehung welcher Gruppe (z. B. Betroffene<br />

oder ihre Angehörigen, Public Health-Experten, Ärzte), für welche Krankheiten bzw.<br />

Krankheitsstadien Gewichte best<strong>im</strong>mt werden. Dabei lassen sich normative Wertungen<br />

kaum vermeiden. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass sich die Bewertung z. B. einer<br />

Behinderung auch bei den direkt Betroffenen <strong>im</strong> Zeitablauf verändern kann.<br />

269. Bei der Interpretation von quantitativen Angaben zur Krankheitslast bzw. zu den Krankheitskosten<br />

sind noch weitere Gesichtspunkte zu berücksichtigen:<br />

− In Überlegungen zur Priorisierung präventiver Aktivitäten ist zu klären, ob schon bei der<br />

Berechnung der Krankheitslast bzw. der Krankheitskosten <strong>im</strong>plizit eine unterschiedliche<br />

Gewichtung von Bevölkerungsgruppen erfolgt ist, etwa in dem Fall, dass neben den direkten<br />

nur indirekte Kosten auf der Gr<strong>und</strong>lage des Humankapitalansatzes berücksichtigt<br />

wurden.<br />

− Versuchen einer Quantifizierung von Ges<strong>und</strong>heitsproblemen wie <strong>im</strong> GBD-Ansatz wurde<br />

auch entgegengehalten, dass es nicht auf die exakte Größe von Ges<strong>und</strong>heitsproblemen ankomme,<br />

sondern auf den Grenznutzen eines zusätzlichen Ressourceneinsatzes bzw. auf die<br />

Effektivität <strong>und</strong> Effizienz präventiver Interventionen <strong>und</strong> therapeutischer Verfahren (vgl.<br />

Wiseman, V. u. Mooney, G. 1998; Williams, A. 1999).<br />

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