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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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von Daten des Jahres 1999 für Deutschland einen dem Tabakkonsum zuschreibbaren<br />

Verlust von 607.393 Erwerbstätigkeits- bzw. Arbeitsjahren. Die entsprechenden ‚Produktionsausfallkosten‘<br />

wurden mit 14,5 Mrd. € beziffert. Davon entfallen 4,5 Mrd. € auf<br />

vorzeitige Mortalität, 5,8 Mrd. € auf Erwerbsunfähigkeit <strong>und</strong> 4,2 Mrd. € auf Arbeitsunfähigkeit.<br />

Weiterhin wurde ein ‚volkswirtschaftlicher Schaden‘ in Höhe von 0,74 % des<br />

Bruttosozialprodukts errechnet (Wegner, C. et al. 2004). In einer Krankheitskostenstudie<br />

von Welte, R. et al. (2000) erreichten die Produktivitätsverluste <strong>im</strong> Bezugsjahr 1993<br />

eine Höhe von 12,5 Mrd. €. Das Robert Koch-Institut (2002a) schätzte die Kosten alkoholassoziierter<br />

Krankheiten in Deutschland auf knapp 40 Mrd. DM.<br />

Zwar steht die präventionspolitische Bedeutung von Risikofaktoren wie Rauchverhalten<br />

<strong>und</strong> Alkoholabusus außer Zweifel, doch bedürfen quantitative Angaben zur Relevanz<br />

von Ges<strong>und</strong>heitsproblemen einer Interpretation (vgl. Exkurs).<br />

Exkurs: Quantifizierung von Krankheitskosten <strong>und</strong> Krankheitslast<br />

Maße der deskriptiven Epidemiologie<br />

259. Eine erste Einschätzung der sozioökonomischen Relevanz von Krankheiten ergibt sich<br />

aus ihrer Verbreitung (Prävalenz) oder der Häufigkeit ihres (Neu-) Auftretens innerhalb eines<br />

definierten Zeitraums (Inzidenz). Die Datenlage zur Prävalenz <strong>und</strong> Inzidenz ist in Deutschland<br />

aber selbst für verbreitete ‚Volks-‘ bzw. ‚Zivilisationskrankheiten‘ lückenhaft. Bei chronischen<br />

Krankheiten hängen Krankheitslast <strong>und</strong> Krankheitskosten auch von dem Krankheitsstadium ab;<br />

verlässliche stadienbezogene Daten zur Prävalenz bzw. Inzidenz sind aber zumeist nicht<br />

verfügbar.<br />

Berechnung von Krankheitskosten<br />

260. In Krankheitskostenstudien lassen sich prinzipiell direkte, indirekte <strong>und</strong> ‚intangible‘ Kosten<br />

unterscheiden. Direkte Kosten bezeichnen den Ressourceneinsatz für Kuration, Rehabilitation<br />

<strong>und</strong> Pflege. Indirekte Kosten entsprechen dem Produktions- bzw. Einkommensausfall, der<br />

aufgr<strong>und</strong> von Arbeits- bzw. Erwerbsunfähigkeit entsteht. ‚Intangible‘ Kosten entstehen durch<br />

die mit einer Krankheit verb<strong>und</strong>ene Einschränkung der Lebensqualität des Erkrankten <strong>und</strong> seines<br />

sozialen Umfeldes. Die Berechnung dieser drei unterschiedlichen Kostenkategorien ist mit<br />

jeweils eigenen <strong>und</strong> z. T. erheblichen methodischen Problemen verb<strong>und</strong>en.<br />

261. Bei der Berechnung direkter Kosten kann ein ‚Top-Down‘- oder ein ‚Bottom-Up‘-Verfahren<br />

gewählt werden. Das Statistische B<strong>und</strong>esamt verwendet für seine Krankheitskostenrechnung<br />

ein ‚Top-Down‘-Verfahren. Die anfallenden Ausgaben werden bei diesem Ansatz Krankheiten<br />

bzw. Diagnosen zugeordnet. Ein Problem besteht dabei in der Berücksichtigung von<br />

Mult<strong>im</strong>orbiditäten (Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2004). Bei einem ‚Bottom-Up‘-Verfahren geht die<br />

Berechnung von den einzelnen Krankheiten aus. Bei beiden Verfahren stellt sich die Frage, inwieweit,<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf die Preisbildung <strong>und</strong> die Praxis der Budgetierung, Ges<strong>und</strong>heitsausgaben<br />

den erforderlichen Ressourceneinsatz für die Versorgung von Krankheiten abbilden bzw.<br />

inwieweit die eingesetzten Verfahren effektiv <strong>und</strong> aus professioneller Sicht <strong>im</strong> individuellen<br />

Fall angemessen sind, ob sie effizient erbracht werden <strong>und</strong> ob allokative Effizienz angenommen<br />

werden kann.<br />

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