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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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das getestete neue Verfahren aus. Die anderen Untersuchungen kamen lediglich in 26 %<br />

zu einem solchen Ergebnis. Eine systematische Untersuchung von 30 Studien<br />

(Lexchin, J. et al. 2003) kam zu dem Schluss, dass die publizierten herstellerfinanzierten<br />

pharmakotherapeutischen Studien mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit zu Gunsten<br />

des Produktes des Sponsors ausfielen als anders finanzierte Untersuchungen (Odds<br />

Ratio von 4,05, 95 %-Konfidenzintervall von 2,98 bis 5,51). Allerdings existieren<br />

durchaus Studien, die keinen Zusammenhang zwischen Sponsoring durch die Industrie<br />

<strong>und</strong> Studienergebnis feststellen können. Jedoch liegen für viele Studien keine Angaben<br />

zu Finanzierungsquellen vor. Einige Fachzeitschriften verlangen die Angabe von Industriesponsoring<br />

von den Autoren, andere empfehlen lediglich die Veröffentlichung.<br />

Auch von der Industrie gesponserte Symposien tragen zur Informationsverzerrung bei.<br />

Die begleitend zu Symposien veröffentlichten Artikel weisen laut Bero, L.A. et al.<br />

(1992) gehäuft irreführende Titel auf oder verwenden Handelsnamen; sie durchlaufen<br />

seltener ein Peer-review-Verfahren als bei anderen Veröffentlichungen üblich. Wenngleich<br />

sich die methodische <strong>Qualität</strong> der Berichte wenig von der nicht mit Unterstützung<br />

der Pharmaindustrie durchgeführter Kongresse unterscheidet, favorisieren die Veröffentlichungen<br />

häufig die Produkte der Sponsoren. So stellten Cho, M.K. <strong>und</strong><br />

Bero, L.A. (1996) fest, dass 98 % der gesponserten Artikel gegenüber 79 % der nicht<br />

von der Pharmaindustrie unterstützten Beiträge ein positives Ergebnis für das untersuchte<br />

Medikament erbrachten. 211<br />

Als eine mögliche Ursache für die ,positiven’ Ergebnisse vieler herstellerfinanzierter<br />

Studien wird die Verwendung anderer Vergleichsinterventionen angesehen. In industriegesponserten<br />

Untersuchungen wird häufiger gegen Placebo oder gegen Therapieabstinenz<br />

getestet als in anders finanzierten. Dies erhöht in der Regel die Wahrscheinlichkeit<br />

eines signifikanten Unterschiedes zwischen Interventions- <strong>und</strong> Kontrollgruppe<br />

(Lexchin, J. et al. 2003). Als Begründung wird von Seiten der Industrie angeführt, dass<br />

solche Studien <strong>im</strong> Rahmen der Zulassungsverfahren vorgeschrieben seien (Hirsch, L.<br />

2004). Erhält die Kontrollgruppe aktive Substanzen, z. B. weil der Verzicht auf eine<br />

etablierte Behandlung unethisch wäre, wird der Kontrollwirkstoff unter Umständen<br />

nicht in adäquater, der Testsubstanz wirkäquivalenter Dosierung verabreicht<br />

(Großkopf, A. 2004).<br />

211 Das Ergebnis basierte auf einem Sample von Konferenzbeiträgen <strong>und</strong> anderen Veröffentlichungen<br />

in Fachzeitschriften, ähnliche Ergebnisse ergaben sich jedoch auch für die Subsamples.<br />

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