11.12.2012 Aufrufe

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ges<strong>und</strong>heitsinfrastruktur<br />

190. Für die Aufrechterhaltung von Surveillance, Forschung <strong>und</strong> Präventionsprogrammen gegen<br />

übertragbare Krankheiten bei gleichzeitiger Vorbereitung auf das Unvorhergesehene wird<br />

eine effiziente Infrastruktur des Ges<strong>und</strong>heitswesens benötigt. Neben modernen Laboratorien<br />

wird gut ausgebildetes <strong>und</strong> ausgestattetes Personal benötigt, das so vielseitige Aufgaben wie<br />

Krankheitsberichterstattung, Erregeridentifizierung, Gaststätteninspektion, Trinkwasseranalysen,<br />

Impfkampagnen <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit erfüllen kann. Laborforscher brauchen Fortbildungen<br />

zu neuen diagnostischen Testverfahren <strong>und</strong> dem Umgang mit gefährlichen Proben <strong>und</strong><br />

neuen Hilfsmitteln <strong>und</strong> -techniken. Wissenschaftler müssen durch Kommunikationstechnologien<br />

national <strong>und</strong> global vernetzt werden; eine effektive nationale <strong>und</strong> internationale <strong>Koordination</strong><br />

muss gewährleistet werden.<br />

In Deutschland wurde die hierfür erforderliche Kapazität seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend<br />

aufgebaut. So wurde am Berliner Robert Koch-Institut, das durch das Infektionsschutzgesetz<br />

als epidemiologisches Zentrum institutionalisiert wurde, eine Abteilung für Infektionsepidemiologie<br />

eingerichtet. Durch ein Trainingsprogramm für angewandte Infektionsepidemiologie<br />

<strong>und</strong> Kurse für den Öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitsdienst soll die diesbezügliche Kompetenz in Ges<strong>und</strong>heitsämtern<br />

weiter gesteigert werden. Unter <strong>Koordination</strong> des RKI wurde in Zusammenarbeit<br />

mit Vertretern verschiedener Einrichtungen, die in B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen wesentliche<br />

Aufgaben <strong>im</strong> Seuchenschutz wahrnehmen, ein nationales Konzept für die Versorgung,<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung von Patienten mit besonders ansteckenden Krankheiten erarbeitet,<br />

das gleichzeitig der Behandlung des Betroffenen wie der Vermeidung der Weiterverbreitung der<br />

Infektion dienen soll. Es regelt auch den Informationsfluss auf nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />

Ebene. Dennoch ist eine weitere Förderung der epidemiologischen Expertise, der Laborkapazität<br />

<strong>und</strong> der <strong>Koordination</strong>skompetenz von Kontrollmaßnahmen nötig, wenn in Zukunft ein hoher<br />

Standard der Surveillance, Prävention <strong>und</strong> Kontrolle von Infektionskrankheiten sichergestellt<br />

werden soll (vgl. B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt 2000, CDC 1998, Hellenbrand, W. 2003, Satcher, D.<br />

1995, WHO 2004a, Wilson, M.E. 1995).<br />

4.2 Verteilung von Ges<strong>und</strong>heitschancen <strong>und</strong> Pr<strong>im</strong>ärprävention<br />

4.2.1 Sozioökonomische Einflussfaktoren auf die Verteilung von Ges<strong>und</strong>heitschancen<br />

191. Unterschiede in der Morbidität <strong>und</strong> Mortalität zwischen sozialen Schichten sind<br />

nachweisbar (Kapitel 3). 44 Die Zusammenhänge zwischen dem sozioökonomischen Status,<br />

gemessen mit Hilfe der Indikatoren Bildung, Beruf <strong>und</strong> Einkommen, <strong>und</strong> dem Ges<strong>und</strong>heitsstatus<br />

wurden zwar vor allem seit dem 1982 in Großbritannien publizierten<br />

Black Report intensiv erörtert, sind bisher aber nur <strong>im</strong> Ansatz erklärt. In einem Editorial<br />

des New England Journal of Medicine (1993) wurde die Problematik pointiert bewertet:<br />

„Despite the <strong>im</strong>portance of socioeconomic status to health, no one quite knows how it<br />

44 Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird das ‚Schichtenmodell‘ der Gesellschaft trotz zu beobachtender Statusinkonsistenzen,<br />

der ‚Individualisierung‘ <strong>und</strong> Diversifizierung von Lebenslagen <strong>und</strong> -stilen (Beck, U.<br />

1986) sowie neuerer Ansätze in der Sozialstrukturforschung, die soziale Lagen, Milieus <strong>und</strong> Lebensstile<br />

differenziert abbilden, als für die Präventionspolitik relevant erachtet (vgl. Sperling, S. u.<br />

Mielck, A. 2000).<br />

203

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!