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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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654. Die Absicherung des Risikos der Pflegebedürftigkeit durch eine Sozialversicherung<br />

war in der alternden Gesellschaft Deutschlands ein wichtiger ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> sozialpolitischer<br />

Schritt. Er führte zu zahlreichen Entwicklungs<strong>im</strong>pulsen für die Pflege<br />

<strong>und</strong> verbesserte die Versorgung vor allem alter <strong>und</strong> chronisch kranker Menschen. Unabhängig<br />

von dieser Einschätzung ist der Reformbedarf in der Pflegeversicherung heute<br />

evident. Abgesehen von der Finanzierungsgr<strong>und</strong>lage der Versicherung <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

einer bedarfs- <strong>und</strong> bedürfnisgerechten Pflege stehen insbesondere Fragen der<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> des Abbaus von Unterversorgung z. B. bei Demenzkranken, behinderten<br />

Menschen, Schwerkranken nach vorzeitiger Krankenhausentlassung oder Sterbenden <strong>im</strong><br />

Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die demographische Entwicklung führt dabei zu zwei Konsequenzen: zum einen wird<br />

die vorhandene Versorgungslandschaft der prognostizierten Zunahme an Pflegebedarf<br />

in den kommenden Jahrzehnten nicht Stand halten können <strong>und</strong> zum anderen wird der<br />

Mehrbedarf an Pflege mit steigenden Ausgaben verb<strong>und</strong>en sein, die entweder höhere<br />

Beitragssätze in der Versicherung nach sich ziehen <strong>und</strong>/oder mit dem Sinken des Leistungsniveaus<br />

einhergehen. Diese Entwicklung wird auch dann nicht wesentlich abgemildert,<br />

wenn eine weitere Verbesserung der Ges<strong>und</strong>heit nachrückender Generationen<br />

erreicht werden kann. Eine Reform der Pflegeversicherung muss zu einer nutzerorientierten<br />

<strong>und</strong> ausdifferenzierten Pflegeversorgung führen, die sich nicht länger an einem<br />

nur somatisch angelegten Pflegeverständnis orientiert. Sie sollte in einem Gesamtkonzept<br />

von Maßnahmen für eine älter werdende Gesellschaft stehen.<br />

655. In Zukunft bedarf sowohl das Risiko, pflegebedürftig zu werden, als auch die Prävention<br />

von Pflegebedürftigkeit verstärkter gesellschaftlicher <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />

Aufmerksamkeit. Dabei wird die selbst organisierte <strong>und</strong> finanzierte Vorsorge voraussichtlich<br />

mehr als bislang die solidarische Absicherung ergänzen müssen. Dabei geht<br />

es nicht allein um eine finanzielle Absicherung des Risikos Pflegeabhängigkeit, sondern<br />

ebenso um die Entwicklung eines Bewusstseins dafür, dass Pflegebedürftigkeit kein unabwendbarer<br />

Zustand ist, der sich z. B. durch Lebensstil oder Anpassung des Wohnumfeldes<br />

verhindern oder zumindest in seiner Schwere verringern bzw. verzögern lässt.<br />

Politisch muss die Debatte zu Umverteilungsprozessen in die Langzeitpflege <strong>und</strong><br />

Betreuung chronisch Kranker aufgenommen werden <strong>und</strong> neue Akzente der ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Versorgung in der altersgewandelten Gesellschaft setzen (vgl. hierzu auch Gutachten<br />

2000/2001 Band III.1, Abschnitt 7.4.1).<br />

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