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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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nutzen, die Dritte für sinnvoll erachten. Bei Wahl der zweiten Position wird die Entscheidung<br />

über die Ausgestaltung der Pflege häufig wegen Überforderung an Fachkräfte<br />

delegiert. Generell n<strong>im</strong>mt jedoch die Anzahl der Pflegebedürftigen zu, die selbst Einfluss<br />

auf die Inhalte der Pflege nehmen wollen (Schmidt, R. 1999). Beobachtungen <strong>im</strong><br />

europäischen Ausland zeigen, dass sich vergleichbares Verhalten mit dem Wunsch nach<br />

mehr Markt <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Pflegebereich sowohl in England wie auch in den<br />

Niederlanden einstellte (vgl. Evers, A. 1995).<br />

520. Bisher hat sich allerdings in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland trotz der<br />

Möglichkeiten, die das Pflege-VG eröffnet, an der Konstellation der häuslichen Pflege<br />

auffallend wenig geändert. Die vorhandenen Pflegekulturen <strong>im</strong> familiären Bereich steuern<br />

die Wirkungen der Geldleistung <strong>und</strong> nicht umgekehrt. Der bereits <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Infratest-Repräsentativerhebung 1991 ermittelte Anteil von 33 % aller Pflegebedürftigen,<br />

die Leistungen von ambulanten sozialen Diensten in Anspruch nehmen, ist <strong>im</strong><br />

Laufe der Jahre annähernd gleich geblieben (Brömme, N. 1999; Schneekloth, U. u.<br />

Müller, U. 1999; R<strong>und</strong>e, P. et al. 2003). Bei bisher <strong>im</strong> Wesentlichen konstantem Anteil<br />

der Inanspruchnahme von professionellen ambulanten Hilfen hat sich jedoch der Umfang<br />

der erbrachten Leistungen durch (mehrfach) täglich gegebene Hilfen gegenüber<br />

vorher mehrfach wöchentlichen Hilfen deutlich erhöht (Schneekloth, U. u. Müller, U.<br />

1999, R<strong>und</strong>e et al. 2003).<br />

Die staatlichen Unterstützungsleistungen sind für 44 % der Bezieher unerlässlich <strong>und</strong><br />

damit ein Entscheidungskriterium für die häusliche Pflege. Die Motivation dazu liegt<br />

aber auf einer anderen Ebene als der finanziellen (vgl. Brömme, N. 1999). So ziehen<br />

Betroffene eine deutliche Grenze zwischen Wünschenswertem <strong>und</strong> dem, was sie als<br />

staatliche Einmischung bezeichnen. Dies artikuliert sich z. B. in der Meinung von 47 %<br />

der Befragten, die die Festlegung der Pflegeart als reine Privatangelegenheit betrachten<br />

(R<strong>und</strong>e, P. et al. 2003).<br />

521. Die von Rothgang <strong>im</strong> Jahr 1997 prognostizierte nachhaltige Wirkung auf die Pflegearrangements<br />

hat offensichtlich noch nicht <strong>im</strong> erwarteten Maße eingesetzt. In der<br />

häuslichen Pflege sollte die Wertschätzung professioneller Dienste durch das Pflege-VG<br />

steigen. Der abnehmenden Pflegebereitschaft der Angehörigen sollte durch Aufwertung<br />

der Pflege entgegengewirkt werden. Ebenso sollten Substitutionsprozesse, ausgelöst<br />

durch die unterschiedlichen Höhen für Geld- <strong>und</strong> Sachleistungen, die den Sachleistungsbezug<br />

begünstigen <strong>und</strong> wie eine Subventionierung professioneller Angebote wirken,<br />

verlangsamt werden (Rothgang, H. 1997).<br />

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