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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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senpatienten. Verlässliche Aussagen zu diesem Punkt erfordern nach Auffassung der<br />

Autoren jedoch die Auswertung größerer Stichproben <strong>und</strong> die Einbeziehung von Diagnosedaten.<br />

862. Welcher Anteil an den beobachteten Versorgungsunterschieden tatsächlich auf<br />

Unterschiede <strong>im</strong> ärztlichen Verordnungsverhalten, das durch die Schichtzugehörigkeit<br />

eines Patienten best<strong>im</strong>mt wird, zurückgeführt werden kann, ist unklar. Wie in Kapitel 3<br />

ausgeführt, bestehen zahlreiche Zusammenhänge zwischen Morbiditätslast, Ges<strong>und</strong>heitsverhalten<br />

u. a. <strong>und</strong> sozioökonomischen Merkmalen wie Einkommen <strong>und</strong> Bildung.<br />

Das differente Verhalten von Ärzten kann sich also durchaus pr<strong>im</strong>är auf die unterschiedlichen<br />

Erkrankungsprävalenzen <strong>und</strong> Risikokonstellationen beziehen. Allerdings<br />

wird die Arzt-Patienten-Kommunikation durch die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen<br />

sozialen Schichten ebenso beeinflusst wie durch unterschiedliche Ausprägungen ges<strong>und</strong>heitsbezogener<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Vermutungen. Ferner variiert das Ausmaß, in dem<br />

Ärzte die Konsultation best<strong>im</strong>men, mit der Schichtzugehörigkeit ihres Gesprächspartners<br />

(vgl. Scott, A. et al. 1996). All diese Faktoren können die Verordnungsentscheidung<br />

des Arztes mitbest<strong>im</strong>men.<br />

7.8.2 Arztseitige Faktoren<br />

863. Inwieweit Merkmale wie Alter <strong>und</strong> Geschlecht des Arztes, die Dauer seiner Niederlassung,<br />

die Art seiner formalen Ausbildung <strong>und</strong>/oder Charakteristika der Praxis<br />

(Einzel- versus Gruppenpraxis, Stadt- versus Landpraxis, Größe der Praxis etc.) mit best<strong>im</strong>mten<br />

Ausprägungen der Medikamentenverordnungen in einem kausalen Zusammenhang<br />

stehen, lässt sich anhand der Literatur nicht schlüssig beantworten. Die empirischen<br />

Bef<strong>und</strong>e sind widersprüchlich. Die Übersicht wird zusätzlich dadurch erschwert,<br />

dass sich die Studienergebnisse auf unterschiedliche Zielgrößen (Zahl, Kosten oder<br />

,<strong>Qualität</strong>’ der Verordnungen) <strong>und</strong> Konzepte (z. B. Anlehnung an behavioristische versus<br />

kognitive Theorien) beziehen. Auch methodische Probleme treten in diesem Kontext<br />

auf: Die Ergebnisse von Fallbeispielen, in denen Ärzte fiktive Entscheidungen treffen,<br />

oder Befragungen, in denen Ärzte ihre Entscheidungskriterien offen legen sollen, bilden<br />

keineswegs exakt die Realität ab. Abstraktion <strong>und</strong> induzierte Reflexion begünstigen<br />

eine rationalisierende <strong>und</strong> rechtfertigende Darstellung des eigenen ärztlichen Handelns.<br />

Zudem variiert das Muster ärztlicher Entscheidungen offensichtlich je nach Krankheitsbild.<br />

Die (inter- <strong>und</strong> intraindividuelle) Varianz des Verordnungsverhaltens scheint um<br />

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