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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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843. Es liegen zahlreiche empirische Bef<strong>und</strong>e aus internationalen Studien in Industrieländern<br />

darüber vor, dass die Marketingmaßnahmen der Pharmaunternehmen erfolgreich<br />

sind (Lexchin, J. 1997). Dies trifft in besonderem Maße auf die Tätigkeit der Pharmareferenten<br />

zu. Je häufiger Ärzte Vertriebsagenten sehen,<br />

− desto eher sind sie geneigt, Arzne<strong>im</strong>ittel in Fällen einzusetzen, in denen eine<br />

nichtmedikamentöse Therapie die beste Option ist,<br />

− desto häufiger vertreten sie Ansichten, die eher den Angaben aus der Werbung als<br />

denen in wissenschaftlichen Publikationen entsprechen,<br />

− desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Antibiotika unangemessen verschreiben,<br />

− desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie Generika 206 rezeptieren <strong>und</strong><br />

− desto wahrscheinlicher verordnen sie teure Medikamente auch dann, wenn vergleichbar<br />

wirksame, aber billigere verfügbar sind.<br />

Ärzte sind sich zwar der werbenden, verzerrenden Darstellung der produktbezogenen<br />

Informationen bewusst. Sie leugnen jedoch – trotz gegenteiliger empirischer Bef<strong>und</strong>e –<br />

häufig, dass diese ihr Verhalten beeinflussen. Sie glauben vielfach an ihre persönliche<br />

Immunität gegenüber den Marketingmaßnahmen der Industrie. Allerdings korreliert die<br />

Zahl entgegengenommener Werbegeschenke empirisch positiv mit der Wahrscheinlichkeit<br />

einer solchen Einstellung (Hodges, B. 1995; vgl. auch Steinmann, M.A. et al.<br />

2001). Als Gründe für den Empfang von Pharmareferenten führen Ärzte nach den Ergebnissen<br />

einer qualitativen Interviewstudie (Prosser, H. u. Walley, T. 2003) u. a. an:<br />

− Rascher <strong>und</strong> bequemer Zugang zu Arzne<strong>im</strong>ittelinformationen,<br />

− Pharmareferenten werden als (durch fachliche Qualifikation <strong>und</strong> kommunikative<br />

Fähigkeiten) legit<strong>im</strong>ierte Informationsvermittler betrachtet,<br />

− Unterbrechung der anstrengenden Praxisroutine <strong>und</strong> der Wunsch nach sozialem <strong>und</strong><br />

intellektuellem Austausch,<br />

− Gönnerhaftigkeit <strong>und</strong> Mitleid,<br />

206 Es sei jedoch darauf verwiesen, dass die diskutierten Werbestrategien in entsprechender Weise<br />

auch von Generikaherstellern angewandt werden.<br />

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