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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Bezüglich des Verordnungsverhaltens des Arztes ist jedoch von Interesse, inwieweit<br />

Patientenpräferenzen, die auch von finanzieller Beteiligung abhängen, durch den Arzt<br />

internalisiert werden <strong>und</strong> dessen Verordnungsverhalten verändern.<br />

829. Im Zuge des RAND Health Insurance Exper<strong>im</strong>ent (vgl. Newhouse, J. et al. 1993)<br />

stellte man fest, dass veränderte Zuzahlungsregelungen zwar die Anzahl der Arztbesuche<br />

<strong>und</strong> dadurch die Zahl der Verordnungen beeinflussten, 196 jedoch weder maßgeblich<br />

auf die Wahrscheinlichkeit einer Verordnung durch den Arzt bei einem Arztbesuch<br />

noch die Wahrscheinlichkeit der Einlösung des Rezepts durch den Patienten wirkten.<br />

Auch der Anteil unangemessener Verschreibungen war über die verschiedenen Grade<br />

der Versicherungsdeckung hinweg nicht unterschiedlich. Ebenso wie das RAND Exper<strong>im</strong>ent<br />

fanden Hellerstein, J. (1998) <strong>und</strong> Rice, J.L. (2004), dass auch die Verordnung<br />

von Generika gegenüber Originalpräparaten nicht vom Versichertenstatus des Patienten<br />

abhing. Dagegen zeigt eine Studie für Deutschland (Ziegenhagen, D.J. et al. 2004), dass<br />

Privatversicherte in einigen Indikationsgebieten mehr patentgeschützte <strong>und</strong> teurere Medikamente<br />

verordnet bekommen als Versicherte der GKV (siehe auch Kapitel 7.8.1).<br />

Diese Beobachtung begründet sich jedoch vermutlich weniger in der Internalisierung<br />

von Kosten, die die Patienten tragen müssten, sondern in den weniger engen finanziellen<br />

Grenzen für den Arzt bei der Behandlung von Privatpatienten.<br />

Ärzte scheinen die Kosten des Patienten stärker zu berücksichtigen, wenn die ihnen<br />

selbst gesetzten Anreize dies zulassen bzw. erfordern. Kasje, W.N. et al. (2002) berichten<br />

von einer Befragung von 21 niedergelassenen Ärzten in den Niederlanden. Diese gaben<br />

an, Zuzahlungen <strong>im</strong> Allgemeinen bei der Verordnungsentscheidung nicht zu berücksichtigen.<br />

Sie waren jedoch eher geneigt, auf Zuzahlungsbelastungen zu achten,<br />

wenn Patienten unter finanziellen Schwierigkeiten <strong>und</strong> an einer schweren Krankheit litten.<br />

Bei einem Vergleich von niedergelassenen Ärzten in Italien <strong>und</strong> Großbritannien<br />

fanden Hassell, K. et al. (2003) heraus, dass die Ärzte in Italien sich weniger intensiv<br />

mit Möglichkeiten der Kostenersparnis für Patienten auseinander setzten als in Großbritannien.<br />

Mögliche Ausweichstrategien bestanden <strong>im</strong> Verteilen von Arztmustern, der<br />

Diagnose von Indikationen, bei denen Ausnahmeregelungen möglich waren, einer Ver-<br />

Inanspruchnahmeverhalten von GKV-Versicherten. Dabei zeigte sich, dass <strong>im</strong> ersten Quartal 2004<br />

fast 12 % der Befragten, die <strong>im</strong> ersten Quartal nicht be<strong>im</strong> Arzt waren, wegen der neu eingeführten<br />

Praxisgebühr auf einen Arztbesuch verzichtet oder diesen ins nächste Quartal verschoben haben.<br />

Bei der Versichertengruppe mit einem Nettoeinkommen unter 1.000 € lag diese Zahl bei fast 20 %,<br />

bei der Einkommensgruppe mit mehr als 3.000 € nur bei 8,2 %.<br />

196 Höhere Kostenbeteiligung führte zu weniger Verordnungen von rezeptpflichtigen <strong>und</strong> nicht rezeptpflichtigen<br />

Medikamenten, eine Substitution hin zu OTC-Präparaten war jedoch nicht erkennbar.<br />

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