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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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534. Angehörige <strong>und</strong> professionelle Pflegekräfte sind zu Konkurrenten geworden. Der<br />

bisher schon bestehende Konkurrenzkampf zwischen pflegenden ,Laien-Frauen’ <strong>und</strong><br />

,professionellen Pflegefrauen’ weitet sich auch auf monetäre Aspekte aus. Seit Einführung<br />

der Pflegeversicherung erleben Pflegekräfte ihre Arbeit durch knappe Zeitvorgaben<br />

als sehr eingeschränkt <strong>und</strong> sehen ihre berufliche Kompetenz <strong>und</strong> Identität durch die<br />

Aufwertung der Ehrenamtlichkeit abgewertet (Freese, G. 1998). Dies hemmt die dringend<br />

notwendige vertrauensvolle Zusammenarbeit. Darüber hinaus sind die Beziehungen<br />

zwischen Pflegediensten <strong>und</strong> Pflegebedürftigen sowie deren Angehörigen formaler<br />

geworden. Immer stärker müssen sich die Pflegedienste gegenüber den Forderungen der<br />

Pflegebedürftigen abgrenzen, die über das Vereinbarte hinausgehen. Ein Pflegevertrag<br />

bietet beiden Seiten die Möglichkeit, die schriftlichen Vereinbarungen auf ihre Einhaltung<br />

hin zu überprüfen. Wertrationales Handeln wird zunehmend durch eine zweckrationale<br />

Orientierung der Pflegekraft ersetzt.<br />

535. Durch die notwendigen Veränderungen in der Pflegelandschaft ist es mehr denn je<br />

erforderlich, den ausschließlichen Fachkräftestatus aufzugeben <strong>und</strong> zu prüfen, für welche<br />

Verrichtungen eine Pflegehelferqualifikation hinreichend ist. Der Arbeitsschwerpunkt<br />

der Fachkräfte wird zukünftig <strong>im</strong> Pflegemanagement, in der Fachaufsicht über die<br />

Helfer <strong>und</strong> in der Beratung von Angehörigen liegen. Insbesondere für diese Aufgabe<br />

mangelt es häufig an der notwendigen Qualifikation. Künftig werden sich anspruchsvolle<br />

Positionen, einschließlich der Pflegedienstleitungsfunktion, mit komplexen fachlichen<br />

Anforderungen entwickeln <strong>und</strong> daneben niedrigere Qualifikationen mit Helferfunktionen<br />

herauskristallisieren. Diese Entwicklung lässt sich zumindest <strong>im</strong> Ausland,<br />

u.a. in den USA <strong>und</strong> Großbritannien, beobachten. In den Qualifikationsprofilen <strong>und</strong><br />

Ausbildungsschwerpunkten ist daher eine Umorientierung der Pflege dringend erforderlich.<br />

Die Pflege muss sich von der Ausrichtung auf Tradition <strong>und</strong> Erfordernisse des<br />

stationären Bereichs verabschieden <strong>und</strong> Pflege <strong>im</strong> häuslichen Lebenszusammenhang<br />

wahrnehmen bzw. akzeptieren (vgl. Schmidt, R. 1999; Schaeffer, D. 2000). Pflegende<br />

müssen ihre professionelle Identität auf soziale <strong>und</strong> kommunikative Anforderungen ausrichten,<br />

um den lebensweltlichen Bedürfnissen nach Bewahrung einer „größtmöglichen<br />

Normalität des Alltagslebens“ auch in den Pflegesituationen gerecht zu werden (Zeman,<br />

P. 2000, S. 117). Die häufig notwendigen ausführlichen Gespräche <strong>und</strong> Beratungen<br />

werden bisher nicht ausreichend honoriert bzw. finanziert, obwohl deren Stellenwert <strong>im</strong><br />

Pflege-VG hoch veranschlagt ist.<br />

536. Die skizzierten pflegeversicherungsbedingten Veränderungen lassen erkennen,<br />

dass die Anbieter von Pflegeleistungen vor großen Herausforderungen stehen. Chancen<br />

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