11.12.2012 Aufrufe

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Eine französische Studie in Allgemeinpraxen zeigt, dass von 11.896 Typ II-Diabetikern<br />

lediglich 46 % eine opt<strong>im</strong>ale Compliance mit oralen Antidiabetika aufweisen<br />

(Guillausseau, P.J. 2003). 64 % der Patienten erwarten, dass der Hausarzt sie zur regelmäßigen<br />

Einnahme von Medikamenten anleiten sollte (Grol, R. et al. 1999).<br />

Die Tatsache, dass Arzne<strong>im</strong>ittel nicht selbstverständlich vom Patienten auch verordnungsgemäß<br />

angewendet werden, ist zwar bekannt, erfährt aber bei Weitem nicht die<br />

Aufmerksamkeit, die ihr gemessen an den dadurch verlorenen Ressourcen zukommt.<br />

Bewertungen des Nutzens, z. B. einer präventiven Arzne<strong>im</strong>itteltherapie <strong>im</strong> Herz-Kreislauf-Sektor,<br />

gehen noch zu oft davon aus, dass die Medikamente <strong>im</strong> indizierten Umfang<br />

auch tatsächlich therapeutisch wirksam werden. Solche Annahmen führen zwangsläufig<br />

zu einer erheblichen Fehlbewertung des tatsächlichen Nutzens entsprechender Therapien.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsökonomische Bewertungen sollten somit gr<strong>und</strong>sätzlich auch die zu erwartenden<br />

Effekte in Abhängigkeit von der Compliance modellieren.<br />

Man wird einen unsachgemäßen Umgang des Patienten mit Arzne<strong>im</strong>itteln niemals ganz<br />

verhindern können. Dennoch bestehen hier erhebliche Rationalisierungsreserven. Sie zu<br />

mobilisieren, erfordert ein (haus-)ärztliches Umdenken: Die Nachhaltigkeit einer Pharmakotherapie<br />

<strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene Erreichen von Compliance <strong>und</strong> Persistence<br />

müssen als ärztliche Leistung gesehen werden. Dies bedarf einer professionellen Kommunikation,<br />

die eine informierte Entscheidung des Patienten für oder gegen eine Maßnahme<br />

herbeiführt, dokumentiert <strong>und</strong> kontinuierlich verfolgt.<br />

Patienteninformation<br />

873. Den Wert eines vielfältigen <strong>und</strong> umfassenden Informations- <strong>und</strong> Beratungsangebots<br />

an den Patienten (auch außerhalb der Arztpraxis) als Gr<strong>und</strong>lage einer informierten<br />

Entscheidung hat der Rat bereits ausführlich dargelegt (Gutachten 2003, Band I, Kapitel<br />

3.3). Hier konnten erfreuliche Fortschritte erzielt werden. Im Rahmen der Förderung<br />

nach § 65b SGB V wurde mit der ‚Unabhängigen Arzne<strong>im</strong>ittelberatung für Patienten‘<br />

auch ein Modell an der Universität Dresden gefördert, das sich dem Informationsdefizit<br />

von Betroffenen widmet. Um die Compliance <strong>und</strong> damit die Effektivität der Therapie zu<br />

steigern, soll durch die Hilfestellung bei der Informationsbewältigung die Patientensouveränität<br />

gestärkt, durch selbstbewußtere <strong>und</strong> kritischere Patienten die Kommunikation<br />

mit dem Arzt <strong>und</strong> letztlich die Pharmakotherapie verbessert werden (vgl. Keller, A.<br />

et al. 2004).<br />

676

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!