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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Globalisierung <strong>und</strong> technologischer Fortschritt fördern die Ausbreitung übertragbarer Krankheiten,<br />

da sie den Kontakt pathogener Ke<strong>im</strong>e <strong>und</strong> Viren mit Bevölkerungsteilen ohne oder mit<br />

nur geringer spezifischer Immunität fördern. So führen globale Migration, geschäftliche <strong>und</strong><br />

private Reisetätigkeit sowie der weltumspannende Güterverkehr neue Krankheitserreger <strong>und</strong><br />

seine Träger potenziell auch aus abgelegenen Regionen der Erde nach Deutschland.<br />

Prävention <strong>und</strong> Kontrolle<br />

187. Die Gefahr übertragbarer Krankheiten kann nur mit einem mehrd<strong>im</strong>ensionalen Ansatz gebannt<br />

werden. Im Zentrum der Präventions- <strong>und</strong> Kontrollstrategien steht das Verhalten des Einzelnen<br />

<strong>und</strong> seine individuellen Infektionsschutzmaßnahmen. Die Öffentlichkeit <strong>und</strong> besonders<br />

die in der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung Tätigen sollen durch moderne Instrumentarien <strong>und</strong> relevante<br />

Informationen in der Abwehr übertragbarer Krankheiten unterstützt <strong>und</strong> zu positiven Verhaltensänderungen<br />

an<strong>im</strong>iert werden. Voraussetzungen für effektive Präventions- <strong>und</strong> Kontrollmaßnahmen<br />

beinhalten:<br />

- ein System zur Überwachung <strong>und</strong> Kontrolle übertragbarer Krankheiten (Surveillance),<br />

- die anwendungsgerechte Integration klinischer, labortechnischer <strong>und</strong> epidemiologischer Forschung,<br />

- eine effektive Struktur des öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitswesens.<br />

Moderne Labortechnik <strong>und</strong> wissenschaftliche Erkenntnisse sind wertlos, wenn die Betroffenen<br />

nicht individuell zu einem Verhalten an<strong>im</strong>iert werden können, das die Übertragung von Krankheiten<br />

min<strong>im</strong>iert <strong>und</strong> den Erfolg medizinischer Interventionen steigert. Z. B. gibt es für HIV/<br />

AIDS weder Impfstoff noch Heilung, dennoch kann eine Infektion vom Einzelnen leicht verhindert<br />

werden. Wie schwer es ist, individuelles Verhalten nachhaltig zu beeinflussen, lässt sich<br />

am Ausmaß <strong>und</strong> der weiterhin zunehmenden Verbreitung der HIV/AIDS-Pandemie erahnen.<br />

Die steigende Antibiotikaresistenz z. B. gegenüber bakteriellen Pneumonien ist in erster Linie<br />

durch das Verhalten von verschreibenden Ärzten <strong>und</strong> von Patienten bedingt. So stellt die Überverordnung<br />

in Verbindung mit der nicht regelgerechten Einnahme von Antibiotika die Hauptursache<br />

für die Resistenzentwicklung dar. Daher muss eine erfolgreiche Präventionsstrategie<br />

übertragbarer Krankheiten von Mikrobiologen, Infektiologen, anderen klinischen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagenforschern<br />

gemeinsam mit Verhaltenswissenschaftlern interdisziplinär erarbeitet werden.<br />

Surveillance<br />

188. Der Begriff der Surveillance geht über die regionale <strong>und</strong> zeitliche Erfassung von<br />

Krankheiten hinaus. Vielmehr wird angestrebt, mit den Analysen so gewonnener Daten zu einer<br />

effizienten <strong>und</strong> effektiven Steuerung der Prävention <strong>und</strong> Bekämpfung von Infektionskrankheiten<br />

beizutragen.<br />

Übertragbare Krankheiten können sich schnell weit ausbreiten. Das medizinische Versorgungs-<br />

<strong>und</strong> Vorsorgesystem kann dieser Schnelligkeit nur mit dem Vorhalten von Ressourcen zur Bekämpfung<br />

von Infektionskrankheiten begegnen. Um die hierfür benötigten Mittel effizient zu<br />

nutzen, ist es erforderlich, eine möglichst geringe Vorhalteausstattung flexibel <strong>und</strong> zielgerichtet<br />

einsetzen zu können. Hierfür werden schnelle, spezifische <strong>und</strong> relevante Informationen benötigt,<br />

die nur durch eine funktionierende Surveillance bereitgestellt werden können. Dabei ist die<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> Vergleichbarkeit der Daten auf lokaler, nationaler <strong>und</strong> globaler Ebene von großer<br />

Bedeutung. Ein klassisches vertikales Meldesystem allein ist problematisch, da es sich um ein<br />

passives Erhebungssystem handelt, an dem insbesondere die Personen Ausgangspunkt der Meldungen<br />

sind, die nur ein partielles oder indirektes Interesse an den durch die Meldung möglichen<br />

Analysen haben. Die Meldung erreicht die zentrale analytische Ebene erst spät, der dadurch<br />

oft interventionsrelevante Informationen fehlen. Ein Surveillancesystem muss aktive<br />

Komponenten enthalten, die eine Analyse der gesammelten Daten <strong>und</strong> schnelle Reaktionen auf<br />

dezentraler Ebene ermöglichen. Hierzu gehört auch die Evaluierung der durchgeführten Maß-<br />

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