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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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ei, dass wissenschaftliche Erkenntnisse der so genannten Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong><br />

der klinischen Medizin <strong>im</strong> Zuge der Diffusion in der Breitenversorgung der Bevölkerung<br />

umgesetzt werden. Die (haus)ärztliche Versorgung umfasst nahezu die gesamte<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> ist direkt <strong>und</strong> für jedermann zugänglich. Gr<strong>und</strong>sätzlich schließt sie<br />

alle Erkrankungen, insbesondere alle Verlaufsstadien <strong>und</strong> Schweregrade ein. Im Zuge<br />

der Langzeitversorgung werden über lange Zeiträume hin stets gleiche Personen mit<br />

wechselnden Ges<strong>und</strong>heitsproblemen in unterschiedlichen Entwicklungs- <strong>und</strong> Lebensstadien<br />

in derselben Praxis behandelt. Im Gegensatz dazu sieht der Fachspezialist wesentlich<br />

mehr unterschiedliche Personen, dafür jedoch ein enger begrenztes Diagnosespektrum<br />

mit speziellerer Versorgungsqualität.<br />

Abgesehen von der Behandlung bzw. Weiterleitung akut Erkrankter wird das Versorgungsgeschehen<br />

in der Hausarztpraxis von chronischen Krankheiten, insbesondere den<br />

großen Volkskrankheiten dominiert. Die hausärztliche Morbidität ist ferner dadurch gekennzeichnet,<br />

dass in relativ großem Umfang leichte, d. h. auch leichte Ausprägungsgrade<br />

von u. U. schweren Erkrankungen (z. B. Depression) <strong>und</strong> selbstl<strong>im</strong>itierende<br />

Krankheitsepisoden vorkommen.<br />

788. Allgemeinmediziner <strong>und</strong> Internisten 163 verschreiben zusammengenommen knapp<br />

drei Viertel (73,2 %) aller zu Lasten der GKV verordneten Medikamente in Deutschland<br />

(vgl. Abbildung 36). 164 Dies entspricht 72,6 % des Umsatzes <strong>im</strong> Gesamtmarkt<br />

(Nink, K. u. Schröder, H. 2004b). Zur Gruppe der Allgemeinärzte <strong>und</strong> Internisten rechnet<br />

sich ca. die Hälfte der niedergelassenen Ärzte. Ihr Anteil an den Gesamtausgaben ist<br />

damit überproportional groß. Bezogen auf die Kosten pro Verordnung verschreiben die<br />

Internisten165 nach den Urologen <strong>und</strong> Nervenärzten die teuersten Medikamente. Die<br />

163 Der gemäß § 300 SGB V von den Apotheken an die Krankenkassen bzw. das WIdO übermittelte<br />

Datensatz erlaubt keine Unterscheidung zwischen haus- oder fachärztlich tätigen Internisten bzw.<br />

Pädiatern. Daher werden <strong>im</strong> Folgenden die Daten, die zu den von Allgemeinmedizinern <strong>und</strong> Internisten<br />

veranlassten Verordnungen vorliegen, näherungsweise als ,hausärztlich’ betrachtet.<br />

164 Verordnungsmengen werden üblicher Weise als „DDD“ (defined daily dose, definierte Tagesdosis)<br />

angegeben. Die DDD ist eine rechnerische Größe, die nicht notwendigerweise mit der in der<br />

Hauptindikation empfohlenen, der rezeptierten oder gar der eingenommenen Dosierung übereinst<strong>im</strong>mt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Dosierungsgewohnheiten ist ein internationaler Vergleich<br />

der Kosten einer Tagesdosis auf dieser Gr<strong>und</strong>lage nicht sinnvoll. Anhand dieses standardisierten<br />

Bezugspunktes sind jedoch unabhängig von unterschiedlichen Packungsgrößen <strong>und</strong> Darreichungsformen<br />

internationale Vergleiche verordneter Arzne<strong>im</strong>ittelmengen möglich. Ist bekannt, für welchen<br />

Zeitraum <strong>und</strong> für wie viele Personen die Arzne<strong>im</strong>ittel verordnet wurden, lässt sich über die<br />

Angabe der DDD zumindest grob abschätzen, ob eine Unter- oder Überversorgung vorliegt (ausführliche<br />

Darstellung bei Fricke, U. <strong>und</strong> Günther, J. 2001; vgl. auch WIdO 2003).<br />

165 Inklusive der rein fachärztlich niedergelassenen Internisten bzw. der Teilbereichsinternisten (z. B.<br />

Kardiologen, Gastroenterologen); dies hat Verzerrungen der Kostenstruktur zur Folge.<br />

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