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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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383. Für verschiedene sozioökonomische Gruppen wurden unterschiedliche Preiselastizitäten<br />

der Nachfrage festgestellt (Cutler, D.M. 2002). Die Nachfrage ist danach vor allem<br />

in unteren sozioökonomischen Schichten, in denen die Prävalenz des Rauchens<br />

hoch ist <strong>und</strong> in denen mit dem Rauchverhalten assoziierte Krankheiten überdurchschnittlich<br />

häufig auftreten, mit -1,0 bei Männern <strong>und</strong> -0,9 bei Frauen vergleichsweise<br />

preisreagibel (Townsend, J. et al. 1994). 90 Für ärmere Bevölkerungsgruppen wurden<br />

auch Preiselastizitäten für Zigaretten unterhalb von -1 festgestellt (Gruber, J. u.<br />

Kosygi, B. 2002). Im Hinblick auf die distributiven Effekte einer Erhöhung der Tabaksteuer<br />

ist zu beachten, dass eine Steuererhöhung zu einer regressiven Belastung privater<br />

Haushalte führt. Der ges<strong>und</strong>heitliche Nutzen der Steuererhöhung kommt allerdings gerade<br />

auch ärmeren Bevölkerungsgruppen zugute, die überdurchschnittlich von mit dem<br />

Tabakkonsum assoziierten Krankheiten betroffen sind (Warner, K.E. 2000) .<br />

384. Auch in Deutschland scheint der Zigarettenabsatz zwischen 1972 <strong>und</strong> 1999 vor allem<br />

durch die Steuergesetzgebung beeinflusst worden zu sein (B<strong>und</strong>esministerium der<br />

Finanzen 2002). Die Tabaksteuererhöhung zum 1. Januar 2002 wurde u. a. auf der Basis<br />

individuell erhobener Daten analysiert (Hanewinkel, R. u. Isensee, B. 2003). Dabei<br />

zeigte sich, dass mit ca. 35 % ein nicht unerheblicher Anteil an Rauchern die Steuererhöhung<br />

zum Anlass nahm, ihr Rauchverhalten kritisch zu hinterfragen. R<strong>und</strong> ein Viertel<br />

der Raucher beabsichtigte vor der Steuererhöhung, den Konsum reduzieren zu wollen;<br />

11,5 % gaben nach der Erhöhung einen tatsächlichen Konsumrückgang an. Eine Aufgabe<br />

des Rauchens beabsichtigten vor der Steuererhöhung 10,7 % der Raucher; 4,7 %<br />

gaben hinterher an, dieses Ziel realisiert zu haben. Dass die Verhaltensintentionen nur<br />

z. T. in tatsächliche Verhaltensänderungen umgesetzt wurden, ist auch durch das Abhängigkeitspotenzial<br />

des Nikotins zu erklären. Für Automatenpackungen wurde eine<br />

höhere Preiselastizität der Nachfrage festgestellt als für Originalpackungen. Der Konsumrückgang<br />

fiel vor allem bei Studienteilnehmern mit einem relativ niedrigen Einkommen<br />

deutlich aus (Hanewinkel, R. u. Isensee, B. 2003). Eine Evaluation der Steuererhöhung<br />

zum 1. Janur 2003 ergab, dass 4 % der Raucher das Rauchen wegen der Steuererhöhung<br />

aufgaben <strong>und</strong> weitere 11,9 % den Konsum reduzierten (Isensee, B. u.<br />

Hanewinkel, R. 2004).<br />

90 Der Einfluss einer Informationsbereitstellung über die Medien (health publicity) ist dagegen nach<br />

Townsend, J. et al. (1994) zumindest in unteren sozioökonomischen Schichten in Großbritannien<br />

niedrig.<br />

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