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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Kombination verstärkt den antihypertensiven Effekt mit weniger unerwünschten Arzne<strong>im</strong>ittelwirkungen.<br />

Anders als früher gilt nicht die Höchstdosierung einer einzelnen Substanz, sondern die frühe<br />

Kombination verschiedener Klassen als Goldstandard in der Therapie der arteriellen Hypertonie<br />

(Law, M.R. et al. 2003). Der häufige Einsatz von kurzwirksamen Ca-Antagonisten wird kritisch<br />

beurteilt, da sie durch eine adrenerge St<strong>im</strong>ulation zu einer Verschlechterung der Prognose der<br />

Hypertonie-Patienten beitragen können. Daher sollten Alternativsubstanzen bevorzugt werden.<br />

Eine besondere Bedeutung kommt der Differentialtherapie zu, da für die Behandlung des Bluthochdrucks<br />

<strong>im</strong>mer auch Krankheiten wie z. B. Diabetes oder Asthma berücksichtigt werden<br />

müssen.<br />

Koronare Herzerkrankung<br />

926. Die arterielle Hypertonie ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung der koronaren<br />

Herzerkrankung (KHK). Andere bekannte <strong>und</strong> beeinflussbare Risikofaktoren sind z. B. die<br />

Erhöhung des LDL-Cholesterins, das Rauchen <strong>und</strong> der Diabetes mellitus. Die koronare Herzerkrankung<br />

<strong>und</strong> ihre Folgeerkrankungen (Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz) sind die häufigsten<br />

Todesursachen in Deutschland. Eine frühzeitige <strong>und</strong> konsequente Therapie der KHK verbessertnicht<br />

nur die Prognose <strong>und</strong> Lebensqualität der Patienten, sondern vermindert auch den<br />

Krankenstand <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Folgekosten. Wie <strong>im</strong> Gutachten 2000/2001 dargestellt,<br />

bedarf das Ausmaß der prähospitalen Mortalität be<strong>im</strong> akuten Myokardinfarkt weiterhin<br />

besonderer Aufmerksamkeit.<br />

Überversorgung<br />

927. Während die Therapie der stabilen KHK in der Regel ambulant erfolgt, müssen Patienten<br />

mit akutem Koronarsyndrom stationär behandelt werden. Die Verweildauer dieser Patienten beträgt<br />

in Deutschland ca. 14 Tage, in anderen Ländern ist sie z. T. deutlich kürzer. Bei unkompliziertem<br />

Verlauf eines nach anerkannten Standards behandelten Herzinfarktes könnten Patienten<br />

in der Regel nach spätestens 5 Tagen entlassen werden (Newby, L.K. et al. 2000). Hier besteht<br />

unabhängig von Letalität <strong>und</strong> Lebensqualität ein hohes Einsparpotenzial.<br />

Die Behandlung von Patienten nach Myokardinfarkt besteht in medikamentöser Therapie <strong>und</strong><br />

Wiederherstellung des physischen, psychischen <strong>und</strong> sozialen Wohlbefindens. Ob jedoch Patienten<br />

hierfür einer stationären Rehabilitationsmaßnahme bedürfen, bleibt fragwürdig. Werden<br />

atherogene Risikofaktoren durch die Rehabilitation tatsächlich günstig beeinflusst, so bleibt der<br />

langfristige Effekt unbefriedigend. Daher sollte der ambulanten wohnortnahen Rehabilitation<br />

mit Weiterbetreuung durch den niedergelassenen Arzt der Vorzug gegenüber der stationären<br />

Rehabilitation gegeben werden. Bisher vorliegende Outcome-Studien stellen eine Vergleichbarkeit<br />

der ambulanten <strong>und</strong> stationären Versorgungsformen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit <strong>und</strong><br />

Folgekosten fest (vom Orde, A. et al. 2002).<br />

In der medikamentösen Therapie der KHK ist eine langfristige Thrombozytenaggregationshemmung<br />

unverzichtbar. Für diese Indikation gilt seit langem Acetylsalicylsäure (ASS) als Standard.<br />

Neuere Substanzen (z. B. Clopidogrel) zeigen eine geringfügig stärkere Wirksamkeit<br />

(Yusuf, S. et al. 2001) als ASS. Dieser günstige Effekt ist jedoch auf Hochrisikogruppen oder<br />

Patienten, bei denen eine Koronarangioplastie durchgeführt wurde, beschränkt. Eine generelle<br />

Empfehlung für Clopidogrel kann daher nicht gegeben werden. Ähnlich verhält es sich mit der<br />

Substanzgruppe der Glykoprotein IIB/ IIIA Rezeptor-Inhibitoren (z. B. Tirofiban). Auch hier ist<br />

der größte Nutzen bei Patienten mit dem höchsten Risiko oder einer (zu erwartenden) Koronarintervention<br />

zu verzeichnen. Andere Patienten profitieren davon nicht (Sabatine, M.S. et al.<br />

2000).<br />

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