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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Inwieweit diese Techniken jedoch die traditionelle Stufendiagnostik der KHK ablösen werden,<br />

ist zur Zeit offen. Ein wesentliches Element in der prognostischen Stratifizierung von Patienten<br />

mit dem Verdacht auf eine KHK oder einer bekannten KHK wird in der Diskussion über bildgebende<br />

Verfahren häufig übersehen: Die Prognose des Patienten wird vom Ausmaß der Myokardischämie<br />

<strong>und</strong> der linksventrikulären Pumpfunktion <strong>und</strong> nicht nur vom Nachweis von Koronarstenosen<br />

best<strong>im</strong>mt. Insofern müssen Studien abgewartet werden, die die prognostische Überlegenheit<br />

der CT-Bef<strong>und</strong>e gegenüber Routineverfahren (Belastungs-EKG, Echokardiografie,<br />

Blutparameter) dokumentieren <strong>und</strong> die Strahlenbelastung rechtfertigen. Eine generelle Empfehlung<br />

für diese Verfahren kann daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben werden.<br />

Die koronare Herzerkrankung kann prinzipiell medikamentös, interventionell oder operativ behandelt<br />

werden. Bei schweren koronaren Mehrgefäßerkrankungen stellt die operative Revaskularisation<br />

häufig die Therapiemethode der Wahl dar. In den letzten Jahren ist ein zunehmender<br />

Trend zur Myokardrevaskularisation alter <strong>und</strong> sehr alter Menschen festzustellen. Die Krankenhaussterblichkeit<br />

solcher Patienten ist jedoch ca. dre<strong>im</strong>al höher als das Risiko jüngerer Patienten<br />

(11,5 % vs. 4,4 %; vgl. Peterson, E.D. et al. 1995). Für diese Patientengruppe steht die Beschwerdefreiheit<br />

als Behandlungsziel <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>, da eine Prognoseverbesserung der interventionellen<br />

gegenüber der konservativen Therapie bisher nicht belegt ist (Hueb, W. et al.<br />

2004). Daher sind weitere Studien, die dieses spezielle Problem angehen (z. B. Bypass vs. Interventionelle<br />

Therapie mit beschichteten Stents <strong>im</strong> Vergleich zur konservativen Therapie), dringend<br />

geboten.<br />

Trotz der Unterversorgung mit Koronarangiografien <strong>im</strong> akuten Herzinfarkt belegt Deutschland<br />

in der Zahl der Untersuchungen pro Kopf <strong>im</strong> europäischen Vergleich einen Spitzenplatz. Allerdings<br />

hat die Mehrheit der Angiografien keine therapeutischen Interventionen zur Folge (Angioplastie<br />

mit/ohne Stent oder Bypass), was auf eine Fehlversorgung schließen lässt. Insbesondere<br />

für die vielfach sechs Monate nach Pr<strong>im</strong>ärintervention durchgeführten Kontrollkatheteruntersuchungen<br />

besteht keine Gr<strong>und</strong>lage (Dissmann, W. u. de Ridder, M. 2002). Europaweit werden<br />

bis zu 60 % der elektiven Koronarinterventionen <strong>und</strong> 25 % der Katheteruntersuchungen bei<br />

akutem Koronarsyndrom nicht leitliniengerecht durchgeführt (Hasdai, D. et al. 2002).<br />

Herzinsuffizienz<br />

930. Die inadäquate Versorgung peripherer Organe infolge struktureller oder funktioneller<br />

Veränderung des Myokards bildet die Gr<strong>und</strong>lage für das klinische Syndrom der Herzinsuffizienz.<br />

Dabei findet sich die diastolische Herzinsuffizienz häufig <strong>im</strong> Gefolge einer arteriellen Hypertonie,<br />

während die Ursache der systolischen Herzinsuffizienz häufig die KHK ist. Unabhängig<br />

von der Klassifikation sind beiden Formen die hohe Morbidität <strong>und</strong> die ungünstige Prognose<br />

mit einer Jahresletalität von bis zu 50 % bei symptomatischen Formen gemein. Die symptomatische<br />

Herzinsuffizienz stellt eine der häufigsten Krankenhausaufnahmediagnosen mit langer<br />

Liegedauer dar.<br />

Überversorgung<br />

931. Neuere Studien haben die Bedeutung einer AT1-Rezeptorantagonisten-Therapie bei<br />

Herzinsuffizienz untersucht. Dabei wurden sowohl die Alternativtherapie als auch die Kombinationstherapie<br />

mit einem ACE-Hemmer untersucht. Die Ergebnisse haben nicht den erhofften<br />

Durchbruch zu einer kompletten Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Mechanismus<br />

<strong>und</strong> des adrenergen Systems erbracht. Zwar konnte gezeigt werden, dass einzelne Endpunkte<br />

durch eine Kombinationstherapie etwas verbessert werden (McMurray, J.J. et al. 2003), eine<br />

allgemeine Empfehlung lässt sich daraus jedoch nicht ableiten. Generell muss gelten, dass<br />

ACE-Hemmer bei systolischer Herzinsuffizienz erste Wahl bleiben. AT1-Rezeptorantagonisten<br />

sollten nur <strong>im</strong> Falle einer ACE-Hemmerunverträglichkeit eingesetzt werden.<br />

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