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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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ihrer Praxis auf der Gr<strong>und</strong>lage der GAmSi-Daten (GAmSi-Arzt). Dadurch wird ein<br />

Vergleich mit den eigenen Verordnungen in vorangegangenen Verordnungszeiträumen<br />

sowie mit Ärzten der gleichen Fachgruppe ermöglicht. Der Vorteil der GAmSi-Daten<br />

für den einzelnen Arzt liegt darin, dass die Wirtschaftlichkeitsprüfung ebenfalls die tatsächlich<br />

bei Apotheken eingelösten Rezepte berücksichtigt. Trotzdem kann es für den<br />

Arzt sinnvoll sein, eigene Statistiken über die Verordnungen vorzulegen, falls Apotheker<br />

z. B. ein Medikament teurer abrechnen als es zum Zeitpunkt der Verordnung war.<br />

Private Anbieter bieten dafür niedergelassenen Ärzten die Möglichkeit, auf monatlicher<br />

Basis detaillierte Informationen zum Richtgrößenbudget, Verordnungsvolumen, den<br />

kostenintensivsten Patienten sowie Einsparpotenzialen auf der Basis der individuell getätigten<br />

Verordnungen zu erhalten.<br />

Exkurs: Erfahrungen mit Budgetierung in Großbritannien<br />

812. Im Jahr 1991 wurden <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitssystem Großbritanniens (NHS) Budgets für Arzne<strong>im</strong>ittel<br />

<strong>im</strong> Rahmen des ‚F<strong>und</strong>holding‘-Systems für niedergelassene Ärzte (‚general practitioners‘,<br />

GPs) eingeführt. Die Budgets basierten zunächst auf historischen Daten, wurden aber<br />

ab 1993 über <strong>im</strong>mer wieder adjustierte Gewichtungsformeln best<strong>im</strong>mt, die sich am tatsächlichen<br />

Bedarf orientieren sollten (vgl. Baines, D.L. u. Parry, D.J. 2000; Rice, N. et al. 2000). Es<br />

zeigte sich, dass die Arzne<strong>im</strong>ittelausgaben von Praxen unter ‚F<strong>und</strong>holding‘ schwächer stiegen<br />

als bei Arztpraxen außerhalb des Systems. Der Gr<strong>und</strong> lag weniger darin, dass weniger verordnet<br />

wurde, sondern dass preiswerter, z. B. durch Generika, verordnet wurde. Der Effekt war insbesondere<br />

in der Einführungsphase für die erste Welle der ‚F<strong>und</strong>holding‘-Praxen ausgeprägt (vgl.<br />

Delnoij, D. u. Brenner, G. 2000; Iliffe, S. 2003).<br />

Kritik am ‚F<strong>und</strong>holding‘-System zielte zum einen auf die Ermittlung der Budgets aufgr<strong>und</strong> historischer<br />

Daten, zum anderen auf eine Selbstselektion von größeren <strong>und</strong> gut ausgestatteten Praxen<br />

in das System, die darüber hinaus bei Anfangsinvestitionen unterstützt wurden, ab. Ein weiterer<br />

wichtiger Gr<strong>und</strong>, der letztlich zur Abschaffung des ‚F<strong>und</strong>holding‘-Systems beitrug, waren<br />

sehr hohe administrative Kosten, die über den erzielten Einsparungen lagen. Dieser Effekt trat<br />

ein, obwohl für den Bereich des Arzne<strong>im</strong>ittelbudgets eine Informationsinfrastruktur durch die<br />

‚Prescribing Analysis and Cost Data‘ <strong>im</strong> NHS bereits existierte <strong>und</strong> ein Feedback für den einzelnen<br />

Arzt ermöglichte.<br />

Ab 1999 wurden die Praxisbudgets schrittweise durch die neu eingeführten Budgets für Pr<strong>im</strong>ary<br />

Care Groups (PCG) <strong>und</strong> ab 2000 Pr<strong>im</strong>ary Care Trusts (PCTs) ersetzt, die entsprechende<br />

Vorgaben für Praxisgruppen, die mittlerweile jeweils eine Bevölkerung von bis zu 200.000 Personen<br />

versorgen, enthalten. Die Einführung der PCG/T’s ging einher mit einer Hinwendung<br />

vom ‚top down‘ Ansatz zum ‚bottom up‘-Ansatz bei der Steuerung des Verordnungsverhaltens<br />

(vgl. Watkins, C. et al. 2003), wobei PCG/T’s verschiedene Maßnahmen zur Kostenersparnis<br />

(Budgets) <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>ssteigerung (Feedback Systeme) nutzen. Die stärkere Orientierung an<br />

qualitativ hochwertigem Verordnen wird insbesondere durch entsprechende Veröffentlichungen<br />

des NICE <strong>und</strong> nationale Behandlungsleitlinien (National Service Frameworks) gestützt (vgl.<br />

National Tracker Surveys, 1999–2002).<br />

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