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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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artige Zuordnungen sollten jedoch vor dem Hintergr<strong>und</strong> gesehen werden, dass es vermutlich<br />

unmöglich ist, den ,idealen Verschreiber‘ zu identifizieren bzw. zu formen.<br />

Eine solche Vorstellung orientiert sich eher an dem überholten Bild ärztlicher Unfehlbarkeit<br />

als an der Realität. Es ist wahrscheinlich, dass alle Ärzte zumindest gelegentlich<br />

(z. B. bei best<strong>im</strong>mten Krankheitsbildern oder Medikamentengruppen) unangemessene<br />

Verordnungsentscheidungen treffen.<br />

865. In einigen Fällen lässt sich zeigen, dass sich die Verschreibungsgewohnheiten von<br />

Allgemein- bzw. Hausärzten <strong>und</strong> Spezialisten unterscheiden (vgl. Kapitel 7.4). Tendenziell<br />

scheinen sich Spezialisten eher an den erwarteten positiven Effekten der Präparate<br />

zu orientieren, leitliniengerechter, differenzierter <strong>und</strong> innovativer zu verordnen; Hausärzte<br />

scheinen eher mögliche unerwünschte Arzne<strong>im</strong>ittelwirkungen zu berücksichtigen.<br />

Bei der Verordnung von neuen Präparaten übernehmen Spezialisten häufig eine Vorreiterrolle.<br />

Sie verordnen best<strong>im</strong>mte Medikamente sehr häufig, besuchen oft räumlich<br />

entfernt gelegene medizinische Zentren <strong>und</strong> Veranstaltungen <strong>und</strong> lesen einschlägige<br />

wissenschaftliche Zeitschriften. Innovatoren werden als eher wissenschafts- <strong>und</strong> professionsorientiert<br />

beschrieben. Andere Studien zeigten positive Korrelationen zwischen der<br />

Verordnung neuer Präparate <strong>und</strong> der Praxisgröße sowie dem Vertrauen auf herstellernahe<br />

Informationsquellen. Eine weitere Einflussgröße hinsichtlich des Einsatzes neuer<br />

Medikamente ist das wahrgenommene Risiko: Mit einem niedrigen Risiko werden<br />

symptomatische Behandlungen, die pharmakologische Ähnlichkeit des Mittels mit<br />

bereits länger auf dem Markt befindlichen Arzne<strong>im</strong>itteln <strong>und</strong> das Nicht-Vorhandensein<br />

von Alternativen assoziiert. 222 Je größer das vermutete Einsatzrisiko, desto größer ist das<br />

Absicherungsbedürfnis der Ärzte, desto eher suchen sie Rat bei Spezialisten <strong>und</strong> in der<br />

Fachliteratur bzw. desto weniger vertrauen sie den Herstellerinformationen (Übersicht<br />

bei Bradley, C.P. 1991).<br />

Anhand der deutschen Routinedaten zu Arzneiverordnungen lässt sich zwar vermuten,<br />

dass vorwiegend Spezialisten teurere Verordnungen ausstellen (vgl. Abschnitt 7.4,<br />

Tabelle 83). Es fehlt jedoch die Zuordnungsmöglichkeit zu gleichen Krankheitsbildern<br />

bzw. Patientencharakteristika. Wünschenswert wäre beispielsweise eine Differenzierung<br />

der Internisten nach hausärztlich oder fachärztlich tätigen bzw. nach Gebietsbezeichnung<br />

(z. B. Kardiologie, Pneumologie). In der Praxis führen allerdings Hausärzte in der<br />

Langzeitbetreuung von Patienten häufig die Verordnungen von gelegentlich konsultier-<br />

222 Bemerkenswerterweise spielte es auch eine Rolle, ob das Präparat von einer Firma aus dem eigenen<br />

Land hergestellt wurde.<br />

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