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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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Ferner wird zumeist nicht untersucht, wie die Medikamentenverordnung zu Stande<br />

gekommen ist <strong>und</strong> wie zufrieden die Patienten damit sind.<br />

3. ,Interaktions-patientenbezogener Ansatz’: Einige Facetten der <strong>Qualität</strong> der Pharmakotherapie<br />

lassen sich nur durch eine Analyse der Arzt-Patienten-Interaktionen <strong>und</strong><br />

lebensweltlicher Kontextfaktoren erfassen, die entscheidenden Einfluss auf die verordnungsgerechte<br />

Verwendung von Arzne<strong>im</strong>itteln haben. Hierbei kommen oft qualitative<br />

Forschungsmethoden zum Einsatz. Erwartungen, Bedürfnisse <strong>und</strong> Zufriedenheit<br />

der Patienten werden erhoben <strong>und</strong> in Beziehung zu arztseitigen Wahrnehmungen<br />

<strong>und</strong> Handlungen gesetzt. Für eine schlechte <strong>Qualität</strong> der Pharmakotherapie<br />

sprechen unter diesen Aspekten:<br />

− Non-Compliance des Patienten z. B. aufgr<strong>und</strong> kommunikativer Defizite in der<br />

Arzt-Patient-Beziehung <strong>und</strong> eines fehlenden Konsenses hinsichtlich der Behandlungsprioritäten<br />

<strong>und</strong> –ziele,<br />

− eine unzureichende Berücksichtigung individueller Lebensgewohnheiten (z. B.<br />

Tagesrhythmus, Esskultur) oder Fähigkeiten (z. B. Schluckbeschwerden,<br />

Schwierigkeiten bei der Entnahme von Tabletten aus der Verpackung) der Patienten,<br />

− Verordnungen, die bei entsprechenden Indikationen nicht den Patientenpräferenzen<br />

(z. B. Phytopharmaka bei mittelschweren Depressionen) entsprechen,<br />

<strong>und</strong><br />

− Dauerverordnungen von Arzne<strong>im</strong>itteln, die mit einem Missbrauchs- <strong>und</strong> Abhängigkeitspotenzial<br />

belastet sind <strong>und</strong> dennoch – in vielen Fällen ohne Information<br />

über diese Gefährdung – unkontrolliert <strong>und</strong> unkommentiert weiterverordnet<br />

werden.<br />

Der oben skizzierte Ansatz wird <strong>im</strong> wesentlichen in Einzelstudien umgesetzt. Gerade<br />

qualitative Untersuchungen, die sich z. B. auf in Interviews oder durch Beobachtung erhobene<br />

Daten stützen, tragen dazu bei, Interaktionsmuster <strong>und</strong> Kausalzusammenhänge<br />

in komplexen Wirkgefügen aufzuklären. 230 Der Erkenntnisgewinn, der mit Hilfe qualitativer<br />

Forschungsmethoden erzielt wird, darf nicht zugunsten einer einseitig <strong>und</strong> schematisch<br />

quantitativ ausgerichteten Evidenzsuche gering geschätzt werden. Vielmehr müs-<br />

230 Zur Übersicht über die in der Ges<strong>und</strong>heitsforschung angewandten qualitativen Methoden siehe<br />

Schaeffer, D. <strong>und</strong> Müller-M<strong>und</strong>t, G. 2002.

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