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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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7. Einflussfaktoren auf die Verordnung von Arzne<strong>im</strong>itteln<br />

7.1 Das Arzne<strong>im</strong>ittel als ärztliches Instrument <strong>und</strong> Kostenfaktor<br />

758. Die moderne westliche Medizin verdankt ihre unbestreitbaren Erfolge in erster<br />

Linie dem Fortschritt der (Natur-)Wissenschaften. Die wissenschaftsbasierte medizinische<br />

Heilk<strong>und</strong>e wird nach den Erkenntnissen der Medizingeschichte (China, Griechenland)<br />

seit gut 2000 Jahren von einer nichtmedizinischen Heilk<strong>und</strong>e begleitet. Ältere<br />

Ansätze der Heilk<strong>und</strong>e umfassen eine Vielzahl von Konventionen, die Eingang in die<br />

Erklärung <strong>und</strong> Therapie von Kranksein gef<strong>und</strong>en haben, bei denen allerdings fast <strong>im</strong>mer<br />

der Wirksamkeitsnachweis fehlt.<br />

Der Mensch hat in seiner Entwicklung gelernt, Heilversuche zu kommunizieren. Galen<br />

von Pergamon (129-200? n.Chr.), der Leibarzt von Marc Aurel, schuf die erste Pharmakologie<br />

der Medizingeschichte. In mittelalterlichen Klostergärten wurden systematisch<br />

Heilpflanzen kultiviert. 146 Galens Verständnis von Krankheit <strong>und</strong> Therapie, wonach<br />

Krankheit durch eine veränderte Mischung der sogenannten Kardinalsäfte des Körpers<br />

entstehe, prägte die Krankenbehandlung <strong>und</strong> die Arzne<strong>im</strong>ittellehre bis Paracelsus<br />

(1493–1541). Dieser löste sich von der Beschaffenheit der Arzneistoffe <strong>und</strong> verstand<br />

ihre Wirkung, ihre therapeutische Eigenschaft als Funktion, die es zu extrahieren galt.<br />

759. Mit der Aufklärung verschwand der ,Zauber der Divination‘ (Stille, G. 1994) aus<br />

der Therapie. Man begann, die Arznei als ausschließlich materiellen Inhaltsstoff aus<br />

Pflanze, Mineral oder tierischem Organ zu begreifen. Erst Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zeichnete sich allmählich eine Trennung der Arzne<strong>im</strong>ittelforschung von der ärztlichen<br />

Praxis ab. Der Pharmakologe Rudolf Buchhe<strong>im</strong> (1820–1879) löste die Arzne<strong>im</strong>ittelforschung<br />

aus den klinischen Fragestellungen <strong>und</strong> machte sie zusammen mit der Physiologie<br />

zu einer eigenständigen Wissenschaft. Die Jahre von 1850 bis 1900 brachten große<br />

Erkenntnisgewinne in der Arzneiwissenschaft, zunächst allerdings ohne direkten Gewinn<br />

für den Patienten. Die Pharmakologie stand neben den großen hygienischen <strong>und</strong><br />

seuchenpolitischen Herausforderungen der damaligen Zeit. Andere Bereiche der Arzneik<strong>und</strong>e<br />

wie die Immuntherapie <strong>und</strong> mit dem Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts die Chemotherapie<br />

(als <strong>im</strong> ursprünglichen Sinne gegen Infektionskrankheiten gerichtete Pharmakotherapie<br />

(Paul Ehrlich, 1909: Syphilis)) waren auf deren Bekämpfung ausgerichtet.<br />

146 Das Gedicht ,De cultura hortorum‘, kurz ,Hortulus‘ genannt, das der Abt Walahfrid Strabo des<br />

Reichenauer Klosters zwischen 830 <strong>und</strong> 840 schrieb, ist das erste Zeugnis von Gartenbau in<br />

Deutschland. 24 Heilkräuter, Küchen- <strong>und</strong> Zierpflanzen werden darin beschrieben.<br />

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