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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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eizsysteme <strong>und</strong> Implementierungstechniken begegnet werden. Zum Teil liegen diese<br />

Hemmnisse jedoch in den sozialen Interaktionen <strong>und</strong> anderen, von Seiten des Gesetzgebers<br />

oder der Körperschaften, schwer beeinflussbaren Bereichen begründet.<br />

879. Trotz Erfolgen in der weiteren Institutionalisierung des Fachgebiets Allgemeinmedizin<br />

in der medizinischen Ausbildung findet das Medizinstudium weiterhin überwiegend<br />

in Universitätskliniken <strong>und</strong> Lehrkrankenhäusern, die daran anschließende Weiterbildung<br />

weitgehend ebenfalls <strong>im</strong> stationären Sektor statt. Das hierdurch transportierte<br />

Spezialistenwissen aus der Krankenhausperspektive geht jedoch häufig am praktischen<br />

Wissens- <strong>und</strong> Informationsbedarf des Hausarztes für die ambulante Versorgung vorbei.<br />

Diese ist neben Entscheidungs-, Zeit- <strong>und</strong> Kostendruck auch durch die Mehrd<strong>im</strong>ensionalität<br />

der auftretenden Ges<strong>und</strong>heitsstörungen von alten, chronisch kranken <strong>und</strong> mult<strong>im</strong>orbiden<br />

Patienten best<strong>im</strong>mt. Dieser ‚top down‘ Ansatz kann als ein Gr<strong>und</strong> für die vorhandene<br />

‚Theorie-Praxis-Lücke‘ angeführt werden, die dazu führt, dass Ergebnisse klinischer<br />

Forschung in der täglichen Praxis nur bedingt berücksichtigt <strong>und</strong> umgekehrt Erkenntnisse<br />

<strong>und</strong> Fragestellungen aus der Praxis selten an ‚spezialisiert‘ forschende Arbeitsgruppen<br />

zurückgemeldet werden (Gutachten 2000/2001, Band II, Ziffer 361; SG<br />

1997, S. 570ff.).<br />

880. Vor der Verordnung insbesondere eines neuen Wirkstoffs oder Präparates stellt<br />

sich für den Pr<strong>im</strong>ärarzt die Frage, welche Vorteile sich dadurch für den Patienten ergeben,<br />

ob sie klinisch relevant sind <strong>und</strong> durch große klinische Studien belegt sind, <strong>und</strong><br />

welche unerwünschten Wirkungen <strong>und</strong> Kosten hervorgerufen werden. Oftmals kann der<br />

Arzt hier lediglich auf die Informationen des Herstellers zurückgreifen, dem gerade bei<br />

neuen Arzne<strong>im</strong>itteln ein erheblicher Informationsvorsprung zukommt. Erfolgt ein Verordnungswechsel<br />

auf ein neues, möglicherweise effektiveres Präparat auf Gr<strong>und</strong> unzureichender<br />

Informationen nicht, so handelt der Arzt zwar evidenzbasiert, muss sich aber<br />

möglicherweise Vorwürfen aussetzen, nur aus Kostengründen auf dem bewährten Präparat<br />

zu beharren <strong>und</strong> den Patienten vom medizinischen Fortschritt auszuschließen<br />

(siehe hierzu beispielhaft den kursorischen Überblick zur Versorgungssituation bei<br />

Herzkreislauferkrankungen am Ende dieses Kapitels). Eine vorgeschaltete institutionalisierte<br />

Nutzen-Kosten-Bewertung würde daher den Pr<strong>im</strong>ärarzt in seiner Verordnungsentscheidung<br />

deutlich entlasten <strong>und</strong> damit zur <strong>Qualität</strong>ssicherung beitragen.<br />

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