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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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mation bis zur Aushandlung konkreter Maßnahmen <strong>und</strong> Programme <strong>und</strong> damit u. U.<br />

auch der Festlegung von Mengen <strong>und</strong> Preisen. Die Regierung kann in diesem Kontext<br />

den Rahmen für die Kollektivverhandlungen setzen, d. h. die Rolle des Vermittlers<br />

übernehmen, aber auch als Verhandlungspartner auftreten (vgl. Wissenschaftlicher Beirat<br />

be<strong>im</strong> B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie 2000).<br />

47. Walter Eucken (1960), der <strong>im</strong> Rahmen seines Kapitels über die „Wirtschaftspolitik<br />

der Mittelwege“ die korporative Ordnung der Verbände empirisch <strong>und</strong> theoretisch analysierte,<br />

sah den Impuls zu ständischen Bestrebungen in dem „Wunsch nach Geborgenheit<br />

in einer Ordnung“. Er warnte in diesem Kontext jedoch davor, „dass eine gewisse<br />

romantische Verklärung des Mittelalters eine gefährliche Rolle bei der Beurteilung der<br />

modernen Ordnungsprobleme spielt“ (S. 148). Der Glaube an die „prästabilisierte Harmonie<br />

der Stände“ verkennt zum einen „die Kämpfe der Stände untereinander“ <strong>und</strong> zum<br />

anderen eine zentrale Schwäche bzw. Gefahr jedweder korporativen <strong>Koordination</strong>: „das<br />

soziale Problem der draußen Gebliebenen oder Ausgeschlossenen“ (ebd.). 2 Sofern<br />

öffentliche Entscheidungseinheiten mit berufsständischen Arbeitnehmer- <strong>und</strong>/oder Arbeitgeberorganisationen<br />

in Kollektivverhandlungen treten <strong>und</strong> deren Partikularinteressen<br />

– aus welchen Gründen auch <strong>im</strong>mer – nachgeben, erleiden sie einen Autonomieverlust.<br />

3 Sie wecken damit zugleich bei anderen Interessengruppen das Verlangen, ähnliche<br />

Forderungen an die Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik zu stellen. 4 Der Versuch, sich mit best<strong>im</strong>mten<br />

Interessenverbänden aus wahltaktischen Gründen zu arrangieren, beschädigt<br />

zudem auf Dauer die demokratische Gr<strong>und</strong>ordnung.<br />

48. Bei einer Auflistung der Mängel des Korporativismus sollte eine vergleichende<br />

Analyse allerdings in Rechnung stellen, dass es <strong>im</strong> Hinblick auf die Ziele der Ges<strong>und</strong>-<br />

2 Er sah in der Existenz von Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Arbeitgeberverbänden allerdings noch keine Tendenz<br />

in Richtung einer berufsständischen Ordnung. „Aus dem Vorhandensein von Arbeitnehmer<strong>und</strong><br />

Arbeitgeberverbänden kann aber die Forderung nach einer berufsständischen Organisation der<br />

gesamten Wirtschaft nicht abgeleitet werden. Es bestehen wichtige Unterschiede“ (S. 149); siehe<br />

auch unten Abschnitt 2.3.1.<br />

3 Dabei geht es nicht selten um „ein politisches Tauschgeschäft: Renten <strong>und</strong> Privilegien werden getauscht<br />

gegen Unterstützung <strong>im</strong> Wettbewerb von Mehrheiten <strong>und</strong> um Wiederwahl“ (Streit, M.E.<br />

2004, S. 1).<br />

4 B. Gruber (1953) führt neben den Korporationen, denen zwischen den beiden Weltkriegen weitgehend<br />

„kollektivistisch-faschistische Gedankengänge“ zugr<strong>und</strong>e lagen, <strong>und</strong> den gewerblich orientierten<br />

Berufgemeinschaften theoretisch noch eine dritte Variante berufgemeinschaftlicher Ordnung<br />

an, die ihren Ansatzpunkt in der christlichen Soziallehre n<strong>im</strong>mt. Danach stellen Berufsgemeinschaften<br />

gesellschaftliche Ordnungsorgane dar, „in denen die Rechte <strong>und</strong> Freiheiten der Einzelmenschen,<br />

wie auch ihre Pflichten der Gemeinschaft gegenüber ihren wesensmäßigen Ausgleich<br />

finden“ (S. 15). Ähnlich Nawroth, E.G. 1962.<br />

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