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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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813. Es bleibt festzuhalten, dass eine Budgetierung von Arzne<strong>im</strong>ittelausgaben die Steuerung<br />

der Ausgabenzuwächse ermöglicht. Wichtige Elemente einer sinnvollen Budgetierung<br />

sind:<br />

− die Individualisierung von Budgets,<br />

− die Sanktionierung von Budgetüberschreitungen,<br />

− das Ermöglichen von Überschreitungen in begründeten Ausnahmefällen,<br />

− die zeitnahe Bereitstellung von Information zum individuellen Verordnungsverhalten,<br />

− das Vermeiden von Nachteilen durch wirtschaftliches Verhalten,<br />

− das Berücksichtigen von Handlungsalternativen des Arztes durch eine sektoren<strong>und</strong><br />

therapieübergreifende Perspektive <strong>und</strong><br />

− der Einsatz von flankierenden qualitätssichernden Maßnahmen zur Vermeidung<br />

von Unter- <strong>und</strong> Fehlversorgung.<br />

Exkurs: Kopfpauschalen für Arzne<strong>im</strong>ittel<br />

814. Kopfpauschalen für Arzne<strong>im</strong>ittel stellen Richtwerte pro eingeschriebenem Patient dar,<br />

deren Überschreitung zu Lasten des Arztes geht. Das Ausgabenwachstum kann über Änderungen<br />

der Kopfpauschale kontrolliert werden. Prinzipiell entsprechen also Anreizwirkungen <strong>und</strong> –<br />

nebenwirkungen denen eines individuellen Budgets. Der Einsatz von Kopfpauschalen setzt aber<br />

ein Ges<strong>und</strong>heitssystem voraus, in dem eine Bindung des Patienten an einen best<strong>im</strong>mten Arzt<br />

existiert. Auf diese Weise ist eine genauere Spezifizierung des individuellen Budgets möglich<br />

als ohne Arztbindung, wo eine Richtgröße für das Verordnungsverhalten sich nur am Durchschnitt<br />

der Arztgruppe orientieren kann (vgl. Delnoij, D. u. Brenner, G. 2000). Ein Vorteil eines<br />

Systems der Arztbindung besteht möglicherweise darin, dass der Arzt weniger Anreize hat,<br />

Patienten über evtl. unnötige oder unwirtschaftliche Verordnungen an sich zu binden. Patienten<br />

verfügen allerdings <strong>im</strong> Allgemeinen zumindest mittelfristig über die Möglichkeit, sich bei<br />

einem anderen Arzt einzuschreiben. Zudem hängt der Wettbewerbsdruck von regionalen<br />

Gegebenheiten wie der Arztdichte ab.<br />

In einer Fallstudie verglichen Chernew, M. et al. (2000) das Ausgabenwachstum in Managed<br />

Care-Systemen mit Kopfpauschalen mit dem Wachstum in Managed Care-Organisationen, die<br />

Ärzte keinem finanziellen Risiko bezüglich der Arzne<strong>im</strong>ittelausgaben aussetzten. Ihr Ergebnis<br />

war, dass die Wachstumsraten bei Kopfpauschalen anfänglich niedriger waren als in der Referenzgruppe,<br />

jedoch über den anvisierten Raten. Über die Zeit stiegen die Pauschalen an, das Risiko<br />

für die Ärzte wurde geringer, <strong>und</strong> das Ausgabenwachstum beschleunigte sich. Die<br />

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