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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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der Anamnese, der Fremdanamnese, des psychopathologischen <strong>und</strong> körperlichen Bef<strong>und</strong>s<br />

ist in der Mehrzahl der Fälle nach wie vor das wichtigste Instrument der Diagnosestellung<br />

(Förstl, H. et al. 2003).<br />

Die Diagnostik der Demenz hat folgende Bestandteile:<br />

594. Die Erhebung der Anamnese ist einer der wichtigsten Parameter bei der Diagnostik. Dabei<br />

wird die persönliche Anamnese des Betroffenen, seine Familienanamnese <strong>und</strong> eine ,Landkarte’<br />

seiner Symptomatik, d.h. die nähere Betrachtung der Symptome, ihr zeitliches Auftreten,<br />

ihre <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> Intensität, die Lokalisation <strong>und</strong> Ausstrahlung sowie die Beschreibung der<br />

Umstände erhoben, die ein Symptom verschl<strong>im</strong>mern oder mildern. Entscheidende Hinweise<br />

geben oft nahestehende Personen wie Angehörige oder betreuende Pflegekräfte.<br />

595. Die klinische Untersuchung umfasst einen internistischen, neurologischen <strong>und</strong> psychiatrischen<br />

Status. Der psychopathologische Bef<strong>und</strong> ist Ausgangspunkt der weiteren Demenzdiagnostik.<br />

Ausgeschlossen werden muss das (vorübergehende) Auftreten der Gedächtnisstörung <strong>im</strong><br />

Rahmen eines Delirs, zu dem meist eine Bewusstseinsstörung gehört, <strong>und</strong> <strong>im</strong> Rahmen einer affektiven<br />

Erkrankung, einer Depression.<br />

596. Die neuropsychologische Untersuchung dient dazu, die kognitiven Fähigkeiten differenziert<br />

zu erfassen. Die geläufigsten Testverfahren sind der Mini-Mental-Status (MMS) nach<br />

Folstein, der Uhrentest nach Ploenes, C. (1994), der gut die visuokonstruktive Funktion verzeichnet<br />

<strong>und</strong> der Trail-making-Test (Reitan, R.M. 1958) zur Untersuchung der kognitiven Leistungsgeschwindigkeit.<br />

Mit der CERARD-Testbatterie (Welsh, K.A. et al. 1994) kann standardisiert<br />

nach Defiziten bei Wortfindung <strong>und</strong> Wortflüssigkeit, unmittelbarer <strong>und</strong> verzögerter Merkfähigkeit<br />

<strong>und</strong> konstruktiver Praxis gesucht werden. Die Mitarbeit der Angehörigen kann erleichternd<br />

durch den Einsatz der Nurses Observation Scale for Geriatric Patients (NOSGER)<br />

(Spiegel, R. 1989) erbracht werden.<br />

597. Wenn psychopathologisch ein Demenzsyndrom vorliegt <strong>und</strong> der klinische Bef<strong>und</strong> psychometrisch<br />

vertieft worden ist, folgen laborchemische Untersuchungen zur weiteren Abklärung.<br />

Sie sind differentialdiagnostisch zum Ausschluss sek<strong>und</strong>ärer Demenzformen wichtig. Folgende<br />

Parameter werden best<strong>im</strong>mt: Blutbild, Blutsenkung, Nierenparameter (Kreatinin, Harnstoff),<br />

Urinstatus, Leberparameter (Bilirubin, Transaminasen, GT, alkalische Phosphatase), Elektrolyte<br />

(Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Chlorid), Schilddrüsenparameter (T3, T4, TSH), Vitamine<br />

(B12, Folsäure). Routinemäßig wird auch eine Lumbalpunktion mit Liquoranalyse durchgeführt,<br />

um entzündliche Erkrankungen des ZNS auszuschließen.<br />

598. Mit Hilfe der apparativen Zusatzdiagnostik wie CT oder MRT können morphologische<br />

Veränderungen des Gehirns dargestellt werden. Beide Verfahren sind heutzutage unbestritten<br />

ein Teil der Erstdiagnostik. Im Fall der vaskulären Demenzen ist die MRT von größerer Sensitivität<br />

als die CT. Die MRT hat ferner Bedeutung, weil mit ihrer Anwendung der Verlauf einer<br />

Demenz vom Alzhe<strong>im</strong>er-Typ über die Volumenreduktion verfolgt werden kann. Sie dient auch<br />

dem Ausschluss der ‚heilbaren Demenzen‘. Der Anteil dieser Demenzen schwankt zwischen 4<br />

<strong>und</strong> 14 % (Stoppe, G. u. Staedt, J. 1993). In einer Metaanalyse konnte nachgewiesen werden,<br />

dass 9 % der als dement Diagnostizierten an einer Form erkrankt waren, die sich bei Behandlung<br />

zurückbilden kann, wie Vitaminmangel oder unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Die Einleitung<br />

der Therapie erfolgte in den meisten Fällen jedoch zu spät, <strong>und</strong> nur bei jedem Zwanzigsten<br />

dieser Patientengruppe bildete sich die Symptomatik teilweise oder vollständig zurück<br />

(Clarfield, A.M. 2003).<br />

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