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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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858. Nach Daten des B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitssurveys 1998 bestehen zwischen sozialer<br />

Schicht bzw. Bildungsniveau <strong>und</strong> der Zahl der verordneten <strong>und</strong>/oder selbstmedizierten<br />

Arzne<strong>im</strong>ittel Zusammenhänge (RKI 2003). Werden westdeutsche Männer der Oberschicht<br />

mit Abitur, die ihren Ges<strong>und</strong>heitszustand mit sehr gut oder gut bewerten <strong>und</strong><br />

keine Schmerzen haben, rechnerisch als Referenzpunkt betrachtet, so ergeben sich bei<br />

ausschließlicher Selbstmedikation für die Merkmale ,Mittelschicht’, ,Unterschicht’,<br />

,Hauptschule’ <strong>und</strong> ,Realschule’ Odds Ratios < 1. 220 Bei gleichzeitiger Verordnung<br />

Selbstmedikation durchzuführen, ist in der Mittel- <strong>und</strong> Unterschicht signifikant weniger<br />

wahrscheinlich (Odds Ratio < 1). Frauen der Mittel- <strong>und</strong> Oberschicht berichteten <strong>im</strong><br />

B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitssurvey 1998 deutlich häufiger als Frauen der Unterschicht über die<br />

Einnahme von Präparaten zur postmenopausalen Hormontherapie (RKI 2003, Abschnitt<br />

4.3.6.3, Tabelle 11). Eine Erklärung für diesen Effekt wird nicht gegeben.<br />

859. Eine australische Studie fand hinsichtlich der Verordnung von Lipidsenkern<br />

(Statinen) bei Männern <strong>und</strong> Frauen Schichtgradienten (Stocks, N.P. et al. 2004). Während<br />

diese für Frauen linear <strong>und</strong> parallel zum KHK-Risiko verliefen, erhielten Männer<br />

der obersten Schicht mit dem für Männer geringsten KHK-Risiko überproportional häufig<br />

Statine (vgl. Tabelle 91). Die Gründe hierfür sind unklar. Die Autoren der Studie<br />

vermuten, dass die Erwartungen der gebildeten männlichen Oberschicht, das Vorhandensein<br />

einer Krankenversicherung <strong>und</strong> die schichtspezifisch längeren Konsultationszeiten<br />

eine Rolle spielen. Es wird die (schon klassische) Frage aufgeworfen, ob die Erklärung<br />

darin liege, dass sich die überwiegend männlichen, mittelalten <strong>und</strong> der Mittelklasse<br />

angehörigen australischen Ärzte mit der diesen Merkmalen entsprechenden Patientengruppe<br />

identifiziere.<br />

860. Speziell zur Verordnung von Antibiotika liegen einige Daten mit Bezug zu sozioökonomischen<br />

Variablen vor. So erhalten bis zwei Jahre alte dänische Kinder aus niedrigeren<br />

sozialen Schichten häufiger Antibiotika verordnet als andere Kinder (Thrane, N.<br />

et al. 2003). Mit einer geringeren Anzahl an Antibiotikagaben während der ersten beiden<br />

Lebensjahre gehen mehr als zehn Jahre Schulbildung der Mutter <strong>und</strong> ein hohes Familieneinkommen<br />

einher. Die Kinder alleinerziehender Mütter, insbesondere solche<br />

ohne Tagesbetreuung, bekommen dagegen öfter Antibiotika verschrieben als andere<br />

Kinder. Farbige <strong>und</strong>/oder nicht versicherte Personen sowie Mitglieder von Health Main-<br />

220 Eine Odds Ratio < 1 entspricht einer geringeren Eintrittswahrscheinlichkeit für das Ereignis<br />

,Medikation’ als in der Referenzgruppe.<br />

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