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Koordination und Qualität im Gesundheitswesen

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236. Interventionen, die auf Modellen zur Verhaltenserklärung <strong>und</strong> -beeinflussung<br />

basieren, zielen zumeist auf verhaltensgeb<strong>und</strong>ene ‚Risikofaktoren‘ wie Tabak- <strong>und</strong> Alkoholkonsum,<br />

Bewegungsmangel <strong>und</strong> Fehlernährung. Dabei wird mitunter vernachlässigt,<br />

dass objektiv ges<strong>und</strong>heitsschädliche Verhaltens- bzw. Konsummuster aus der Perspektive<br />

des Betroffenen eine Bewältigungsstrategie <strong>im</strong> Umgang mit Stressoren sein<br />

können, weil ‚Ges<strong>und</strong>heit‘ bzw. der zukünftige Ges<strong>und</strong>heitsstatus nicht oder nicht<br />

durchgängig ein pr<strong>im</strong>äres Ziel oder entscheidendes Kriterium menschlichen Verhaltens<br />

ist. 52 Bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen kann ‚Risikoverhalten‘ ein Ausdruck bzw. eine Begleiterscheinung<br />

von Entwicklungsphasen <strong>und</strong> ggf. -krisen sein. Interventionen, die nur<br />

auf das ‚Risikoverhalten‘ zielen, ohne auf dessen Stellenwert in den jeweiligen Lebensvollzügen<br />

Bezug zu nehmen, stellen Eingriffe in das Bewältigungsverhalten dar, vermindern<br />

aber nicht die zu bewältigenden Belastungen. Sie vermitteln überdies keine alternativen<br />

Handlungsstrategien zur Problembewältigung (Hurrelmann, K. 2000).<br />

237. Der Begriff der Salutogenese bündelt in seinem erweiterten Gebrauch Vorstellungen<br />

zur ges<strong>und</strong>heitsstabilisierenden Wirkung von in der individuellen Persönlichkeit<br />

verankerten psychologischen Kräften <strong>und</strong> Ressourcen, welche die Lebensgestaltung <strong>und</strong><br />

Prozesse des Krank- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>werdens <strong>im</strong>manent begleiten. Gleichwohl handelt es<br />

sich um ein umschriebenes Modell, das auf psychologische Gr<strong>und</strong>lagen fokussiert, die<br />

dazu führen, dass Menschen auf unterschiedliche Weise von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit<br />

betroffen werden. Dabei werden die <strong>im</strong> salutogenetischen Modell dargestellten Faktoren<br />

als protektiv für den Erhalt <strong>und</strong> die Wiedererlangung von Ges<strong>und</strong>heit gewertet. Eine<br />

kritische Überprüfung bzw. Weiterentwicklung des Modells scheint sowohl in theoretischer<br />

als auch in empirischer Hinsicht fruchtbar <strong>und</strong> wird empfohlen.<br />

238. Das Salutogenesemodell hebt auf kognitive Aufgaben <strong>und</strong> Herausforderungen ab.<br />

Aus dem Modell lässt sich die Forderung ableiten, Menschen in die Lage zu versetzen,<br />

das Sinn- <strong>und</strong> Wertgefüge ihres Lebens explizit wahrzunehmen, zu gestalten <strong>und</strong> weiterzuentwickeln.<br />

Dadurch könnten sich auch Zugänge zu dem Problemfeld der Krankheitshäufung<br />

in sozial benachteiligten Schichten ergeben, indem sinnstiftende Lebensperspektiven<br />

aufgebaut <strong>und</strong> durch neue Bewertungen dem Leben <strong>und</strong> der Ges<strong>und</strong>heit<br />

ein höherer Wert beigemessen werden.<br />

52 Über den zukünftigen Ges<strong>und</strong>heitsstatus sind bestenfalls Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich, so<br />

dass die langfristigen Auswirkungen best<strong>im</strong>mter Verhaltens- bzw. Konsummuster <strong>im</strong> Einzelfall<br />

nicht näher best<strong>im</strong>mt werden können.<br />

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