25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 4: Der Raum, der Ort, der Genius loci<br />

Die Gartenkunst ist eine Raumkunst und der Raum ist ihr wichtigstes Gestaltungselement.<br />

Damit besitzt sie eine Qualität, die in der Wissenschaft weder die Ökologie besitzt, - sie ist<br />

keine gestaltende Raumkunst -, noch die Malerei, der deren sinnliche Möglichkeiten fehlen.<br />

Als Raumkunst ist sie eine Disziplin, die von Arrangements lebt und das im Sinne sehr<br />

persönlicher Wahrnehmungsbedürfnisse. Sie holt die bedrängte Natur wieder in unser Leben<br />

zurück. Dabei ist ihr Ausgangspunkt immer der Ort, an dem wir in ihr Gesicht sehen können.<br />

Sie kann zum Mittelpunkt unserer Welt werden.<br />

Zunächst ist es wichtig, zwischen den Begriffen „Raum“ und „Ort“ zu unterscheiden, bzw.<br />

auf deren widersprüchlichen Gebrauch in unserer Sprache hinzuweisen. In der Regel<br />

gebrauchen wir den Begriff „Raum“ synonym für einen „Ort“. Aber einen Ort erfasse ich über<br />

meine Sinne, ich kann ihn erfahren, gefühlsmäßig verstehen. Er bekommt damit immer einen<br />

persönlichen Charakter und behält diesen auch in den Erinnerungen. Ein Raum dagegen ist<br />

das Ergebnis meiner rationalen Vorstellungen. Er ist etwas Abstraktes. Ein Ort ist in sich<br />

begrenzt. Er besitzt durch bestimmte Eigenschaften eine Identität, zu der ich mich in eine<br />

Beziehung setzen kann, z.B. durch einen Garten. So machte z.B. J.H. Finlay aus einem Ort,<br />

indem er in ihn collagenartig Erinnerungsfragmente aus der Kulturgeschichte einbrachte,<br />

einen Garten von europäischem Rang.<br />

Unterschied<br />

Raum Ort<br />

- ist der Ausdruck für eine abstrakte, - besitzt einen emotionalen Bezug,<br />

geometrische Größe, - ist begrenzt, jedoch in sich<br />

- ist eine rational gesehene, mathematisierte komplex,<br />

Umwelt (im 17. u. 18. Jh.), - verändert sich,<br />

- bietet vielfältige, rationale Gestaltungs- - hat Bezugspunkte,<br />

möglichkeiten, - hat sekundäre Qualitäten (z.B.<br />

- ist grenzenlos, unendlich (Kopernikus, Galilei), Geschichte),<br />

(ist mehr als ein Gebiet)<br />

Bei Leibniz wird dann der Ort<br />

zu einer Position im Raum.<br />

Der Raum (griech. Topos)<br />

In seinem <strong>Buch</strong> „Mensch und Raum“ (1963) hatte Bollnow die Veränderung unseres<br />

Weltverständnisses seit der Antike beschrieben. Damals bezog es sich auf einen konkreten,<br />

unmittelbaren Raum, während wir heute von einem abstrakten, kosmischen Raumverständnis<br />

her denken. Damit veränderte sich aber nicht nur unser allgemeines Weltbild, sondern auch<br />

das Verständnis des Inhaltes vieler unserer Überlegungen aus dem Bereich der Metaphysik,<br />

der sozialen Theorien, der Architektur oder auch der Ästhetik. Platons<br />

Schönheitsvorstellungen waren andere als die traditionell-bäuerlichen. Anders ausgedrückt,<br />

unsere mathematisch-physikalischen Raumvorstellungen sind andere als die früher subjektiv<br />

erfahrenen. Unsere metaphysische Vorstellungswelt erhielt einen objektiv erlebbaren<br />

Rahmen.<br />

117

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!