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Kapitel 7: Was ist und was will die Gartenkunst?<br />

Was von einem Menschen gefühlt und was ihm bewusst ist, entscheidet dessen Gehirn. Und<br />

was ein Gehirn ausmacht, bestimmen dessen genetischen und sozialen Vorgaben, sein<br />

Stoffwechsel und seine Wahrnehmungen. Unser Gehirn konstruiert seine Wirklichkeit selber<br />

und damit auch unser „Wissen“, was Kunst ist. Dass im Bewusstsein der meisten Menschen<br />

die Gartenkunst nicht dazu gezählt wird, liegt allein an dem Umstand, dass zurzeit deren<br />

Wahrnehmungen nicht daraufhin programmiert, d.h. ausgerichtet sind. Die entscheidende<br />

Frage ist nicht, ob ein Garten ein Kunstwerk sein kann (im Verständnis des Autors ist er es),<br />

sondern ob er es im Bewusstsein seines Betrachters ist. Als kulturbezogene Frage handelt es<br />

sich hier um eine Wertfrage, deren Beantwortung deshalb auch allein nur kulturbezogen<br />

erfolgen kann.<br />

Alles, was wir als eine „Kunstdisziplin“ akzeptieren, ist eine Frage unseres Bewusstseins, d.h.<br />

unserer Kulturprägung. Für die Gartengestaltung als Kunstdisziplin sprechen:<br />

- Wie keine andere Kunstdisziplin kann sie alle biologischen Vorgaben des<br />

Menschen ansprechen. Es gibt keinen Sinn und keinen Bewusstseinsbereich,<br />

der über sie nicht angesprochen werden kann (wenn wir uns für sie öffnen). Es<br />

ist kein Zufall, dass gerade sie besonders über ein Gesamtkunstwerk<br />

verwirklicht werden kann.<br />

- Wie in keiner anderen Kunstdisziplin lassen sich in ihr individuell-<br />

fundamentale Bedürfnisse gestalterisch umsetzen (materiell gibt es in ihr dafür<br />

kaum eine grundsätzliche Grenze, wenn man vom Raumangebot und begrenzt<br />

den Bodenverhältnissen und dem Klima absieht).<br />

Die Grenzen unserer Welt liegen in den Grenzen unseres Gehirns. Doch kann innerhalb dieser<br />

Möglichkeiten für uns die Erfassung des gesamten Universums auch innerhalb der Mauern<br />

unseres Gartens erfolgen. Wir bekommen über den Garten eine eigene Qualität in unserem<br />

Denken, einen eigenen Blick. Über die Beeinflussung unserer Gehirnstrukturen und die<br />

Zusammensetzung unseres Hormonhaushaltes beeinflussen wir unsere individuellen Stärken<br />

und Schwächen. Unsere „Welt“ ist das Ergebnis unserer verarbeiteten Wahrnehmungen.<br />

Dabei ergibt sich für jedes Ich eine einmalige Konstellation mit einer eigenen schöpferischen<br />

Energie und Aussagemöglichkeit, die in keinem anderen Bereich so umfassend umgesetzt<br />

werden kann. Kleinste Wahrnehmungen können uns auf Dauer völlig verändern. Unser<br />

Erbgut und unser soziales Umfeld schaffen zwar in frühester Kindheit die Voraussetzungen<br />

für unser „Ich“, wir entscheiden dann aber in eigener Verantwortung, was aus uns wird. Je<br />

nach Persönlichkeitsmerkmal ist unsere Identität zu 30 – 60 % (vielleicht auch bis 90 %)<br />

erblich vorgegeben, den Rest formen wir dann weitgehend selber durch die Wahl unserer<br />

Umwelt. Erst mit etwa 50 Jahren sind wir als Persönlichkeiten in vielen unserer<br />

Persönlichkeitsmerkmale wahrscheinlich weitgehend festgelegt.<br />

1. Der Garten als eine Sinneswelt<br />

Ein Sinn kann nicht gegeben werden. Er muss gefunden werden, und finden heißt erarbeitet<br />

werden (in unserer Medienwelt ist dies ein Problem: Wir erhalten unglaublich viele<br />

Informationen, aber besitzen außer in einem schmalen Bereich kaum noch ein Wissen. Unsere<br />

Schule als Lernbereich soll Freude bereiten. Dagegen ist nichts einzuwenden. Sie hat dabei<br />

aber ihre Hauptfunktion als kindbezogene, bzw. jugendliche Arbeitsstätte weitgehend<br />

aufgegeben. Der Umgang mit Informationen wurde zu ihrem Hauptinhalt und nicht mehr die<br />

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