25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Als mit dem aufkommenden Reformgarten die Stauden ihren Siegeszug antraten, nahm auch<br />

die Bedeutung der Farbe, des Dekorativen im Garten zu. Es ist kein Zufall, dass in der<br />

Bauhausarchitektur der Garten als Gestaltungsbereich seiner Zeit nicht einzuordnen war. In<br />

der gegenwärtigen Gartengestaltung hat sich deshalb das Dekorative durchgesetzt. Man nutzt<br />

oft gerne die Maßstäbe aus der Innenarchitektur, die auf eine schnelle Veränderung der<br />

jeweiligen Räume zielen. Das für die Gartenkunst wichtige „Naturwissen“, Erahnen des für<br />

einen Bedeutsamen kann dabei weitgehend unbeachtet bleiben.<br />

In einem Garten werden architektonische und pflanzliche Elemente zu einer Einheit<br />

verbunden, Kultur und Natur, Form und Pflanze zusammengebracht. Er bewegt sich immer<br />

zwischen den Polen von Wildheit und Gestaltung. In diesem Spannungsbereich findet jeder<br />

seinen Stil, sein Ideal als Ausdruck seines inneren Gleichgewichts zwischen diesen seinen<br />

beiden Existenzbereichen. Der Garten wird zu einer Inszenierung dieses Spannungsfeldes.<br />

Indem man Bedeutungen in die Dinge hineinlegt, entsteht ein persönlicher Bezug, und über<br />

diesen persönlichen Bezug wiederum finden wir unsere eigene Bestätigung. Dies mag<br />

paradox erscheinen. Dieser Umstand bestimmt aber weitgehend unser Selbstwertgefühl.<br />

Über die Architektur, die Form schaffen wir den Pflanzen die Bühne für ihren Auftritt.<br />

Einerseits schafft die klare Linie eine Ordnung und Struktur im Garten, andererseits erlaubt<br />

uns eine naturnahe Gestaltung eine größere Naturnähe, die wir durch Bodenmodellierungen,<br />

fließende Formen, harmonische Farben und eine standortgerechte Bepflanzung noch betonen<br />

können. Eine formale Gestaltung in Hausnähe oder in kleinen Gärten verleiht der Anlage<br />

zwar schnell eine Modernität, erfordert aber eine ständige Kontrolle der pflanzlichen<br />

Elemente.<br />

Mien Ruys versuchte ihrem Garten über harmonische Proportionen seinen architektonischen<br />

Rahmen zu geben. Durch verschiedene Pflanzebenen gab sie ihm dann seine Tiefe und durch<br />

die Blatt- und Farbkontraste seine Spannung.<br />

Eigentlich zielt die Kunst immer auf eine Mitteilung, eine Kommunikation. Doch besitzt der<br />

Garten hier eine eigene, besondere Qualität. Er kann darauf ausgerichtet sein, und jeder<br />

Repräsentationsgarten tut es. Ein primär dekorativer Garten will seine Besucher<br />

beeindrucken. Ein Garten kann aber auch eine Welt des Rückzugs, eine Welt der Betrachtung<br />

darstellen und seinen Garteneigner, den Betrachter zu seinen eigenen Wurzeln zurückführen<br />

(Letzteres ist ein Hauptkriterium des japanischen Gartens).<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg steckte die deutsche Gartengestaltung weitgehend in einem<br />

gewissen gestalterischen Stillstand. Die Bornimer Schule ausgenommen, beschäftigte sie sich<br />

hauptsächlich nur mit Problemen des Wiederaufbaus und der schlichten funktionalen<br />

Neuanlagen. Sie war durch die Hannoverscher Schule (Wiepking-Ära) zu einer unkreativen<br />

Verwaltungsinstitution verkommen. Über restaurative Vorgehensweisen und Anlehnungen an<br />

die postmoderne Architektur machte sie die Denkmalpflege zu einem Schwerpunkt ihrer<br />

Arbeit. Dies änderte sich erst durch die ökologische Bewegung der 70er Jahre. Zunächst<br />

gestalterischen Fragestellungen gegenüber weitgehend negativ eingestellt und an<br />

eigendynamischen, „natürlich“ ablaufenden Prozessen in der Umwelt interessiert, erzwang<br />

diese in den 80er Jahren durch neue soziale Aufgaben in Verbindung mit Forderungen nach<br />

einer Revitalisierung des öffentlichen Raumes zu einem Umdenken. Da die Gartengestaltung<br />

in dieser Situation keinen eigenen ästhetischen Sprachenkatalog besaß, griff sie wieder auf<br />

ihre traditionellen Mittel und Motive zurück und vereinigte sie mit Hilfen aus den<br />

naturwissenschaftlichen, technischen, sozialen und geistigen Wissenschaften, ohne sie zu<br />

einer eigenen Sprache vereinen zu können. Ausgehend von einer genauen Ortsanalyse und<br />

371

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!