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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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in das Wahrgenommene hinein. Ein besonderer Hinweis dafür sind Kürzel (z.B.<br />

Schemagesichter, radikale Vereinfachungen). Die moderne Kunst lebt teilweise davon.<br />

Kulturspezifische Zeichen dienen u.a. der kulturellen Abgrenzung. Man erzielt sie z.B.<br />

- durch die Verwendung bestimmter Träger von Auslösereizen,<br />

- die Auswahl und das Hervorheben charakteristischer Merkmale,<br />

- über eine Reduktion,<br />

- durch die Kombination bestimmter Motive.<br />

Als Kunst sind sie das Ergebnis einer persönlichen Welterfahrung, als große Kunst das<br />

Ergebnis ihrer intuitiven Umsetzung mit Hilfe der Wahrnehmungsgesetze, als Gartenkunst<br />

das Ergebnis ihrer Umsetzung auf der archaischen Basis dieser Welterfahrung und ihrer<br />

intuitiven Umsetzung in einem naturnahen Rahmen.<br />

Zu den archaischen Wahrnehmungsfestlegungen im Menschen gehört sein Naturbezug. Lange<br />

Zeit galt für ihn die Wildnis als das Bedrohende. Heute wird mit der Natur allgemein das Gute<br />

und Schöne in Verbindung gebracht. So lange es sie ausreichend gab, war man auf ihren<br />

Ersatz nicht angewiesen. Mit der Verstädterung begann auch die Entdeckung ihrer positiven<br />

Seiten - zunächst in China und dann, seit der Renaissance auch in Europa. Um 1600<br />

entdeckten, entwickelten Maler in Rom die zeitlose „Ideallandschaft“. Aus diesem Kreis<br />

wurde Lorrain berühmt. Ihre Vorstellungen bestimmen noch heute unsere<br />

Auseinandersetzungen mit der Natur (sowohl zustimmend wie auch ablehnend). Die<br />

Merkmale dieser Ideallandschaft waren (sie hätten einem Lehrbuch für den Landschaftsgarten<br />

entnommen sein können):<br />

- eine offene Landschaft mit einem Durchblick in die Ferne,<br />

- weiche Hügel,<br />

- ein Gewässer im Vordergrund,<br />

- ein Fluss, der sich zum Hintergrund hinzieht,<br />

- ein lockerer Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern.<br />

Es ist auffallend, wie nahe diese Ideallandschaft zu den Vorstellungen der Savannen-Habitat-<br />

Theorie von Gordon Orion steht, der mit ihrer Hilfe den idealen Lebensraum des Menschen<br />

zu beschreiben versuchte, eine Natur auf die hin sich der Mensch in seiner Evolution<br />

entwickelt hat und die ihn in seiner Wahrnehmungsprägung emotional noch heute bestimmt.<br />

Sie entspricht weitgehend der Ideallandschaft von Lorrain. Sie stellt als Naturbild den im<br />

Menschen festgelegten Archetypus Natur dar. In Orians Landschaft gab es<br />

- eine halb offene, aber deckungsreiche Landschaft,<br />

- einen freien Blick bis zum Horizont,<br />

- wechselnde Bodenerhebungen,<br />

- Wasser,<br />

- Pflanzenbewuchs,<br />

- Orientierungspunkte.<br />

Bereits bei Kindern vom 5. Lebensjahr an ließ sich die Vorliebe für eine solche Savannen-<br />

Landschaft nachweisen. (Mit der Pubertät verändert sich diese Vorliebe zugunsten eines<br />

bewaldeten Hügellandes; evtl. als Überlagerung durch Gelerntes). Befragungen in 14 Ländern<br />

haben ergeben, dass die meisten Menschen Naturabbildungen im Sinne dieser<br />

Ideallandschaften wünschen. Sie scheinen als archaisch-ästhetisches Programm im Menschen<br />

unzerstörbar zu sein und in ihm einen elementaren Grund darzustellen. Seinen anderen<br />

ästhetischen Naturbezug finden wir im architektonischen Garten mit seiner symmetrischornamentalen<br />

Gestaltung, der seinem archaisch-ästhetischen Ordnungssinn entspricht. Heute<br />

haben wir es in der Gartenkunst mit einem dritten Gestaltungsansatz zu tun, bei dem die<br />

Subjektivität zum tragenden Orientierungsziel und der Garten zu einer Chiffre für das<br />

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