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2. Die Kunst ist immer an einen ästhetischen Hintergrund, an das „Schöne“ gebunden.<br />

Gemeint ist damit ein positiver Sinnesbezug (das „Gute“, „Reine“, „Attraktive“).<br />

Vor ihr steht immer ein menschliches Gefühl, ein Sinnesbezug zur Umwelt.<br />

Zunächst ist das „Schöne an sich“ ein von der Kunst unabhängiger Wert. Es ist sogar schwer<br />

zu sagen, was es eigentlich ist. Seit der Antike haben viele Denker versucht, es in einem<br />

Gesetz darzustellen. In der Philosophie unterschied man: Kunst – Ästhetik – Schönheit:<br />

Kunst: Sie ist an ein Werk gebunden und ein Mittel der Kommunikation. Über ihre<br />

Beziehung zum Schönen ist sie Teil der menschlichen phylogenetischen<br />

Beziehung zur Umwelt und seiner Sinnsuche.<br />

Ästhetik: Sie umfasst alle menschlichen Sinnesempfindungen und kann nach den<br />

verschiedensten Kriterien bewertet werden.<br />

Schönheit: Sie steht immer in einer Beziehung zu einem Objekt (und muss nicht an die<br />

Kunst gebunden sein: z.B. das Naturschöne). Die Kunst kann auf dieses<br />

hinweisen, es uns bewusst machen. Da die Schönheit selber vergänglich ist,<br />

kann sie durch die Kunst besser erfasst werden, bzw. Dauer verliehen<br />

bekommen. In vielen Kulturen war sie ein Ausdruck des Göttlichen. Heute<br />

hat sich zwar ihre Verbindung zur Kunst gelockert, da aber das Bedürfnis<br />

nach ihr im Menschen wahrnehmungsmäßig verankert ist, lässt sie sich auch<br />

langfristig nicht aus ihm verdrängen. Sie bleibt der große Inhalt seiner<br />

Sehnsüchte.<br />

Im menschlichen Gehirn scheint es Bereiche zu geben, die für das Schöne und das<br />

Unheimliche besonders empfänglich sind und über die Botenstoffe Dopamin und Serotin mit<br />

einem besonderen Belohnungssystem verbunden sind. Hier befindet sich auch eine<br />

Differenzierung zwischen der Kunst und der Schönheit. Während bei der Kunst der<br />

Dopaminspiegel im Blut angehoben wird, sie dadurch anregend wirkt, kommt es bei der<br />

Schönheit zu einer verstärkten Serotinausschüttung, die beruhigend wirkt. Andere<br />

Überlegungen sehen beide Stoffe eher als eine Einheit, die dann auch für die Flüchtigkeit des<br />

Glücks verantwortlich ist.<br />

Die Schönheit ist ein Wert, der einem Gegenstand je nach Kultur beigegeben wird. Bei den<br />

Naturvölkern wird sie oft gleichgesetzt mit Symmetrie und einem Gleichgewicht (z.B. der<br />

Balance zwischen hell und dunkel). Ihr Schmuck ist gekennzeichnet durch geometrische<br />

Ornamente. Da eine „schönere“ Gestaltung einen höheren Aufwand erfordert, besitzt sie einen<br />

höheren Wert, und dieser höhere Wert verleiht dann seinem Besitzer einen höheren Status.<br />

Das Empfinden für Schönheit scheint im Menschen tief angelegt zu sein und als genetisches<br />

Signal ursprünglich für Gesundheit, Stärke und damit wertvollere Nachkommen zu stehen.<br />

Sie hebt bei dem einzelnen, über dessen allgemeine Schätzung, sein Selbstwertgefühl und<br />

damit seinen Lebenswillen und seine Lebensfreude. Ihr scheint ein inneres System von<br />

Ordnungsregeln zugrunde zu liegen. Das bedeutet, dass unsere Suche nach dem Schönen auf<br />

einer phylogenetischen Vorgabe beruht.<br />

Kulturell scheint das „Schöne als solches“ verschieden gesehen zu werden und damit relativ<br />

zu sein. Wegen seines früheren Missbrauchs (seine häufige Bindung an bestimmte<br />

Wertsysteme: religiöse, politische) ist es in der modernen Kunst in Misskredit geraten. Von<br />

Barnett Newmann stammt die Aussage: „Das Verlangen, das Schöne zu zerstören, war die<br />

Triebkraft der modernen Kunst“. Der Schönheit wurde vorgeworfen, dass sie eine nicht<br />

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