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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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Das entscheidende Mittel bei der Gestaltung von Räumen ist der Anteil und die Verteilung<br />

der verschiedenen Gestaltungselemente, z.B. Boden, Wasser, Bepflanzung. Erst daraus<br />

entsteht das Spannungsverhältnis, das dann für das Raumempfinden bestimmend wird. Als<br />

Architekturdisziplin ist die Gartenkunst eine Raumkunst. Sie arbeitet mit drei (evtl. mit dem<br />

Zeitfaktor mit vier) Dimensionen, mit einer Fläche und den darauf zu errichtenden Vertikalen.<br />

Mit ihren Mauern und Pflanzwänden formt sie ihre offenen und geschlossenen Räume, mit<br />

ihren dann verschiedenen Raumaussagen (z.B. repräsentativen, meditativen, heiteren oder<br />

spielerischen). Das Raumempfinden kann von ihr beeinflusst werden durch<br />

- Raumordnungen (z.B. architektonische oder landschaftliche Grundkonzeptionen),<br />

- Perspektiven (Durchblicke),<br />

- Licht und Schatten (besonders in lichtstarken, südlichen Ländern),<br />

- Farben,<br />

- Pflanzungen (verschiedene Raumtiefen).<br />

Neben seiner materiellen Dimension kann ein Gartenraum auch eine immaterielle haben. Dies<br />

wird besonders deutlich bei dem Einbringen von Symbolen (z.B. von Ruinen als Ausdruck<br />

des Vergänglichen im frühen Landschaftsgarten, durch Kulturfragmente) oder Elementen der<br />

Lebenshaltung (z.B. von Sportgeräten im Lebensreformgarten). Durch die Betonung von<br />

Vorder- und Hintergrund kann ich einen Raum gliedern, bzw. ihm eine perspektivische<br />

Tiefenwirkung geben.<br />

Unser räumliches Sehen entsteht durch unsere beiden Augen. Erst im Sehzentrum werden ihre<br />

Wahrnehmungen zu einem einheitlichen Raumbild verschmolzen. Aber erst durch die<br />

Einwirkung von Hell und Dunkel, Licht und Schatten entstehen unsere raumplastischen<br />

Bilder. Es ist dies, was die italienischen Gärten und Landschaften bei ihren dortigen<br />

intensiven Lichtverhältnissen so auszeichnet (und was uns bei unserem Licht in unseren<br />

Gärten nur so schwer zu gelingen scheint. Eine Möglichkeit wäre die Arbeit mit hellen und<br />

dunklen Farbwerten).<br />

Erfasst wird ein Raum über die Bewegung. Sie erfolgt immer innerhalb eines empfundenen<br />

und kulturell vorgegebenen Raum-Zeit-Verständnisses. Dabei war der Raum in der<br />

Geschichte in der Regel das vorgegeben zu Erfassende, während er heute zunehmend nur<br />

noch als ein Angebot gesehen wird (z.B. in der Landschaftsplanung). Die Raumbildner sind<br />

hauptsächlich Gehölze. Durch unterschiedlich hohe Begrenzungen schaffe ich<br />

Organisationsmuster und durch meine Bewegungen entsteht ein „Innen“ und „Außen“,<br />

entstehen Beziehungen. Ich kann durch die Art einer Gestaltung das Stehenbleiben fördern<br />

oder mich von entfernten Zielen anlocken lassen.<br />

Einen Raum wahrzunehmen, bedingt ein Außen, etwas außerhalb von ihm Liegendes und<br />

damit eine Grenze zwischen beiden. Je weniger ich diese Raumgrenze empfinden will, umso<br />

intensiver muss ich auf die Fläche eingehen. Dabei bringe ich gestaltend im Raum (Garten)<br />

Dinge zu einander in Beziehung. Ich verorte mich in ihm, bringe mich mit meinen<br />

Bedürfnissen und Vorerfahrungen ein. Dabei setze ich Orientierungspunkte und schaffe über<br />

die Gestaltungselemente Proportionsbezüge so, dass wenn ich mich zwischen ihnen bewege,<br />

ich mich wohl fühle. Beim Gestalten reduziere ich die Vielfalt der mich umgebenden Welt auf<br />

die Welt meiner Sehnsüchte, auf das für mich Wesentliche.<br />

Der „reine“ Raum ist nur eine abstrakte Vorstellung. Er ist eine leere, ebene Fläche, umgeben<br />

von hohen Grenzwänden und dem Betrachter darin. Beim Gestalten bestimmt dieser zunächst<br />

seine Beziehungen nach außen, indem er die „Geborgenheit“ oder durch ein Öffnen der<br />

Grenzen die Freiheit als Stimmungsgehalt betont. Im Raum selber errichtet er dann eine Welt<br />

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