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Cramer (1898 – 1980) hatte seine Gartenräume selber zum Symbol des Zeitgemäßen erhoben.<br />

Sie waren zu einem Ausdruck der modernen Kunst geworden. Er hatte archetypische Formen<br />

virtueller Landschaften geschaffen, in deren Mittelpunkt der Mensch stehen sollte. Mit Hilfe<br />

des Bodens, des Wassers und moderner Materialien hatte er vor 50 Jahren Gartenräume<br />

geschaffen, die bis heute unvergessen sind (die seiner Zeit aber kurz nach ihrer Errichtung aus<br />

dem damaligem Unverständnis heraus wieder abgerissen wurden: „Garten des Poeten“<br />

(Zürich, 1959), „Theatergarten“ (Hamburg, 1963). Auf der Suche nach einer zeitgemäßen<br />

gestalterischen Sprache versuchte er konsequent die Forderungen der Moderne in der<br />

Gartengestaltung umzusetzen. Vielleicht hatte er damals als einziger Gartenkünstler eine<br />

Vision vom modernen Menschen besessen, die den Forderungen der damaligen Architektur<br />

gleichwertig war.<br />

Adorno schrieb 1973: „Wie kann ein bestimmter Zweck Raum werden, in welchen Formen<br />

und in welchem Material. Architektonische Phantasie wäre demnach das Vermögen, durch die<br />

Zwecke den Raum zu artikulieren, sie Raum werden zu lassen, Formen zu Zwecken zu<br />

errichten“.<br />

Die Enge eines Gartens schafft eine Situation seiner „unmittelbaren Erfahrbarkeit“ (Kienast).<br />

Sie wiederum ist die Voraussetzung für die Utopie aus der dieser erwächst. Aus der<br />

persönlichen Betroffenheit heraus, den sich stellenden Widerständen entsteht er allmählich<br />

mit Hilfe des Gefühls, der Phantasie und der gestalterischen Fähigkeiten seines Besitzers zu<br />

einem Kunstwerk.<br />

Die Funktion<br />

Zu den wichtigsten Eigenschaften jedes Objektes, jedes Gegenstandes und damit auch eines<br />

jeden Gartens gehören seine Funktionen. Dieser Umstand wird der Gartenkunst gerne<br />

vorgeworfen, wenn man ihr die Kunstzugehörigkeit absprechen will. Aber auch ein Bild, eine<br />

Skulptur oder ein Theaterstück haben bestimmte Aufgaben, nur dass in ihnen der Betrachter<br />

selber nicht aktiv agiert. Aber gerade in diesem selbst Tätigsein liegt eine der positiven Seiten<br />

der Gartenkunst. Sie erhält dadurch eine Modernität, der die anderen Künste weitgehend nicht<br />

folgen können.<br />

Mit seinen Funktionen erfüllt ein Garten bestimmte Aufgaben, die beachtet werden müssen,<br />

wenn er den Bedürfnissen der Menschen entsprechen soll. Man muss sich über sie bereits bei<br />

der Planung im Klaren sein. Man kann sie in ihm neu einführen (z.B. durch Sitzplätze,<br />

Zugangswege) oder die vorhandenen optimieren. Damit sind sie neben dem Raum, der<br />

Formgestaltung, das dritte große Bewertungskriterium eines Gartens.<br />

Wir verstehen allgemein unter einer Funktion etwas einem passiven Objekt Zugesprochenes,<br />

seine Aufgabe oder seine Stellung (einem aktiven Objekt Zugesprochenes ist ein Zweck; im<br />

Alltag werden aber beide Begriffe gleichbedeutend verwandt). In vielen<br />

Wissenschaftsbereichen kann die Funktion eine andere Bedeutung haben, z.B. in der<br />

- Mathematik (die Abhängigkeit von Größen),<br />

- Medizin (die Tätigkeit von Organen),<br />

- Philosophie (die Abhängigkeit von Sachverhalten, Begriffen),<br />

- Soziologie (die Leistung eines Sprachelements in einem Zusammenhang).<br />

Erfüllt ein Garten seine Funktionen nicht, wird er von seinen Benutzern nicht im<br />

vorgesehenen Sinne angenommen. Es entstehen z.B. Trampelpfade oder eine Ausführung<br />

wird insgesamt abgelehnt (z.B. das Abdecken von Flächen mit Glasscherben. Im Glas-Garten<br />

von Andy Cao (Kalifornien) haben sie die Aufgabe für die Salzberge in den Salinen seiner<br />

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