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dem eher oder später auch alle anderen Ergebnisse in den bildenden Künsten anheimfallen,<br />

auch eine entgegengesetzte Dynamik, die Veränderung durch Wachstum. In keiner anderen<br />

Kunstdisziplin ist dieser Umstand sonst zu beachten. Manchmal sieht der Gartenkünstler den<br />

von ihm geschauten Garten seines geistigen Auges nicht in seiner Vollendung, weil er vor<br />

seinem persönlichen Tod wachstumsmäßig noch nicht sein Endstadium erreicht hatte. Für<br />

keine andere Kunstdisziplin spielt die Zeit (hier durchaus als vierte Dimension) eine so große<br />

Rolle wie in der Gartenkunst. Ein Garten ist nie „fertig“. Er verändert sich ständig.<br />

17. Der Ort – der Raum<br />

Gärten sind Inszenierungen, die Verbindung eines Gedankens mit einem Ort. Es sind dies die<br />

Räume, auf die wir unsere Gedanken projizieren. Dabei können die Orte naturbezogen sein,<br />

eingeschränkt ökologisch, geschichtsorientiert oder sonst einer Vorgabe folgen.<br />

Auch der Zuschnitt eines Gartengrundstücks wirkt sich stark auf eine Planung aus.<br />

Höhenunterschiede und Bodenbewegungen können die Gestaltungsmöglichkeiten erheblich<br />

erweitern. Schon in der Renaissance bevorzugte man deshalb leichte Südhänge. Wo dies nicht<br />

möglich war, hat man für Geländeveränderungen oft gewaltige Summen bezahlt.<br />

Die zukünftige Bepflanzung sollte stark von der angetroffenen Bodenart abhängig gemacht<br />

werden. Am günstigsten sind zwar mittelschwere Sand-Lehm-Böden, doch lassen sich<br />

technisch heute alle Gärten auf allen Böden schaffen (es ist nur eine Kostenfrage). Die<br />

vorhandene Wildflora gibt in der Regel gute Hinweise auf die vorhandene Bodenqualität.<br />

Als wertvoll sind vorhandene Gehölze anzusehen, besonders alte Laubgehölze. Ist ihr Bestand<br />

zu dicht, können sie ausgelichtet werden (allerdings erst nach dem Abschluss der Planungen.<br />

Im Privatbereich evtl. erst nach Jahren, wenn die Gestaltungsüberlegungen in sich ausgereift<br />

sind). Alte Gehölze machen einen Garten schnell wohnlich und ermöglichen individuelle<br />

Lösungen.<br />

Die Ausstrahlung eines Gartenraumes wird auch stark von seiner Nachbarschaft beeinflusst<br />

(z.B. seinen Nachbarhäusern, seinen Ausblicken, aber auch von möglichen Gerüchen aus<br />

Gewerbegebieten oder der Intensivtierhaltung oder dem Lärm von Straßen, Eisenbahnen,<br />

Flugplätzen oder Industrieanlagen). Besonders wertvoll sind Fernblicke, weil sie einen Garten<br />

optisch erweitern, evtl. sogar den Hintergrund eines Gartenbildes bilden können (zu<br />

bevorzugen sind sie im Norden, weil sie dann ohne eine Blendung das Wechselspiel von Licht<br />

und Schatten am intensivsten erleben lassen).<br />

Ein Garten schafft wie jedes andere Kunstwerk neue Sichtweisen. Dabei kann sich der<br />

Reformgarten anders als der architektonische und der Landschaftsgarten relativ schnell den<br />

jeweiligen Zeitbedürfnissen anpassen. Man kann in die vorhandenen oder neu zu schaffenden<br />

Räume Prozesse mit dem Gedankengut der jeweiligen Gegenwart ablaufen lassen. Dadurch<br />

könnten sie sich jeweils an der Spitze des Zeitgeistes befinden. Gemeint sind hier nicht<br />

temporäre Gärten, die auf ihre Orte nur begrenzt eingehen können, sondern die Möglichkeiten<br />

eines konservativen Wahrnehmens der Natur (da dieses wegen seines phylogenetischen<br />

Hintergrundes der eigentliche Ansatz der Gartenkunst ist). Dabei spielt es keine Rolle, ob ich<br />

mich wie zu Beginn des Reformgartens gefordert, mit Hilfe des Spiels, des Sports oder der<br />

Gartenarbeit in die Gartenprozesse einbringe oder sie nur beobachte. Die heutige<br />

Freiraumplanung unterscheidet sich hier von der Gartenkunst, weil sie ein jeweiliges<br />

Lebensumfeld nur rational als einen „nachzubessernden Naturraum“ begreift. Vielleicht<br />

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