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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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In allen Kulturen wird das Schöne mit dem Positiven in Verbindung gebracht. Allgemein<br />

kann man sagen:<br />

- dass in der Zeit vom Hellenismus bis zur Aufklärung man unter Kunst die<br />

Fähigkeit verstand, ein Werk sachgerecht herzustellen. Sie wurde vor einem<br />

göttlichen Hintergrund in einer Beziehung zur Natur gesehen.<br />

- Später wurde diese Tätigkeit auf eine autonome Darstellung der Wirklichkeit<br />

begrenzt.<br />

- In der Neuzeit wird sie dann zu einem Verfahren ästhetischer Produktion (mit<br />

einer zunehmenden Subjektivität in der Tätigkeit und einer zunehmenden<br />

Orientierung an den Paradigma, bzw. Idealen der jeweils vorherrschenden<br />

Wissenschaft).<br />

- Der Wert einer künstlerischen Arbeit beruht jetzt auf<br />

+ einer sozialen Übereinkunft,<br />

+ dem Bruch mit dieser und der Hinführung zu einer neuen<br />

Wahrnehmungsweise der Welt (aus der Sicht einer späteren Zeit).<br />

Die augenblickliche große Unsicherheit gegenüber der modernen Kunst hat mehrere<br />

Ursachen:<br />

- Die Nationalsozialisten diffamierten sie als „entartet“.<br />

- Danach wurde jeder zu einem „Spießer“ erklärt, der sie ablehnte.<br />

- Die Arbeiten entziehen sich dem Konsens über die Inhalte oder ein<br />

Orientierungsangebot von Idealen. Durch das Unverbindliche ist sie für die<br />

Mehrzahl der Menschen leer. Ihre Kommentatoren spielen für sie die Rolle der<br />

„Claqueure“ im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“.<br />

- Sie liefert keinen Zugang mehr zu einer (neuen) Wirklichkeit<br />

(sie öffnet zwar eine Vielzahl von Zwängen, hinter denen der Betrachter für sich<br />

aber keine Inhalte mehr findet).<br />

Innerhalb unserer allgemeinen Orientierungslosigkeit in der Kunstszene kommt den<br />

kulturtragenden Gruppen eine besondere Bedeutung zu. Sie sind diejenigen, die durch ihre<br />

Orientierungsschöpfungen unsere Kultur am Leben erhalten. Das Problem ist, dass die<br />

moderne (empirische) Rezeptionsästhetik genau den Abbau dieser Werte zu ihrem Hauptziel<br />

erklärt hat. Von außen betrachtet erscheint diese Haltung, getragen vom sozialen Neid der<br />

weniger Gebildeten, eine Massenkultur zu schaffen, die nach einer vorangegangenen<br />

Manipulation der Befragten die Bevölkerung in fast jede gewünschte Richtung sich bewegen<br />

lässt. Unter dem scheinbaren Deckmantel einer Demokratisierung der Wertewelt, letztlich<br />

ihrer Globalisierung, führt sie zur Annullierung aller Orientierungsangebote und damit zur<br />

Nivellierung aller Werte.<br />

Mit der Rezeptionsästhetik hat unsere Massenkultur ihre Rechtfertigungsästhetik erhalten.<br />

Der Orientierungswert ihrer Ergebnisse ist insofern problematisch, weil sich innerhalb der<br />

menschlichen Hierarchien die sozial niederen Schichten jeweils an den höher stehenden<br />

orientieren und damit in gewisser Hinsicht letztlich auch ihre jeweiligen Oberschichten<br />

benötigen, weil deren Statussymbole ihre jeweiligen Orientierungsrichtungen vorgeben. In<br />

einer Massenkultur, die ihre politischen Eliten demokratisch wählt, ist diese von der<br />

Mehrheitsbevölkerung abhängig, die ihre Meinungen wiederum weitgehend über die Medien<br />

erhalten hat. Die sozialen Interessengruppen versuchen deshalb auf diese Einfluss zu nehmen.<br />

Dies gilt auch für die Kultur, die Kunst und auch die Gartenkunst. Wer nicht ins<br />

Orientierungsschema der Einflussgruppe passt, wird ausgegliedert und nach Möglichkeit<br />

totgeschwiegen.<br />

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