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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- Gartengestaltung: Handwerklich ausgerichtet (wenn ästhetisch hochwertig,<br />

dann gärtnerisches Kunstgewerbe).<br />

- Gartenkunst: Sinnlich, geistig, ästhetisch (schafft soziokulturelle Paradiese<br />

auf dem phylogenetischen Hintergrund des Menschen).<br />

- Landschaftsgestaltung: Ökologisch, gelegentlich auch ästhetisch (aber immer<br />

wissenschaftlich orientiert).<br />

- Freiraumplanung: Ingenieurtechnisch orientiert (oft mit besonderer sozialer<br />

Ausrichtung).<br />

(Jede dieser inhaltlichen Zuweisungen ist in ihrem Kern letztlich an eine bestimmte<br />

Werthaltung gebunden und damit ideologisch).<br />

Die heutige wissenschaftliche Gartengestaltung steht in dem Konflikt, sich zwischen den<br />

kausalen, objektiven Naturwissenschaften und der subjektiv gestaltenden Kunst entscheiden<br />

zu müssen. Wir benötigen beide Bereiche, deshalb muss es auch Arbeiten geben, in der man<br />

der Kunst den Vortritt lässt.<br />

4. Was ist Kunst?<br />

Kunst erwächst aus dem Spannungsfeld der gegensätzlichen Pole im Menschen - seiner Natur<br />

und seiner Kultur. In keiner anderen Kunstdisziplin kann sie so umfassend zur Sprache<br />

gebracht werden wie in einem Garten. Das Problem ist nur, dass es z.Z. noch keine allgemein<br />

anerkannte Sprache für sie gibt.<br />

Kunst wird heute sozial weitgehend nur noch als ein mehr oder weniger sinngebender<br />

Orientierungsinhalt gelebt. Dabei ergibt nicht einmal die Kunst selber diesen Inhalt, sondern<br />

nur die Möglichkeit eines Dabeiseins, eines Dazugehörens. So kann man bei den Eröffnungen<br />

der „großen“ Kunstausstellungen wegen der Masse der Menschen die ausgestellten Werke oft<br />

kaum sehen. Wichtig ist allein, dass man dabei gewesen ist (oder bei einem Konzert in einer<br />

riesigen Arena, in der man den Sänger nur als einen kleinen Punkt in der Ferne sieht, als<br />

solcher nur erkennbar auf den großen Filmleinwänden und über eine Vielzahl von<br />

Lautsprechern). Aber dieses Dabeisein besitzt eine - vielleicht wichtige - psychische<br />

Funktion, mit der eigentlichen Kunst hat sie bestenfalls nur sekundär etwas zu tun.<br />

Kunst ist immer etwas Authentisches. Im Laufe der Geschichte hat sich unsere Vorstellung<br />

von dem was Kunst ist, ständig verändert. Waren es in der Antike die Tätigkeiten, die nur ein<br />

freier Mann ausüben konnte, seit der Renaissance die Arbeiten eines genialen Handwerkers,<br />

so ist es heute oft nur das Ergebnis eines charismatischen Selbstdarstellers, der gut von den<br />

Medien vermarktet werden kann. Ihr „Verfall“ setzte mit einem zunehmenden Verlust unseres<br />

religiösen Wissens ein und ihrer Zuordnung zur Philosophie. Damit wurde ihr<br />

phylogenetischer Hintergrund vernachlässigt. Freud sah in ihr eine „Form der<br />

Triebbefriedigung“. Und schnell folgte der Vorwurf, dass ihre Aussagen pathologisch seien,<br />

wenn ihre Formsprache nicht konsensfähig war.<br />

Da unsere Wahrnehmung immer different ist, benötigen wir für ihr gemeinsames Erleben<br />

wenigstens ein gemeinsames Konzept für diese Wahrnehmung. Wie weit sich ein Künstler<br />

dem Konsens mit dem Publikum verweigern kann, muss er jedes Mal mit diesem in einem<br />

Dialog prüfen (wenn er allgemein dasrauf angewiesen ist. Im anderen Fall kann es ihm egal<br />

sein. Letzteres ist z.B. bei einem privaten Gartenkünstler in der Regel der Fall).<br />

Die Kunst ist nicht ein Gegenbegriff zur Natur, sondern der Durchbruch unserer archaischen<br />

Welt innerhalb unserer Kultur. Es gibt keine Kunst ohne die Natur. Somit wird der bewusste<br />

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