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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- sie wie keine andere den biologischen Grundbedürfnissen des Menschen<br />

entspricht (Sein ganzer Stoffwechsel ist auf ihren Gestaltungsraum bezogen).<br />

- sie (begrenzt) einen nichtrationalen Umgang mit der Natur erlaubt.<br />

- sie als einzige mit allen Naturelementen Erde, Wasser, Luft und Feuer arbeitet.<br />

- sie als einzige alle menschlichen Sinne anspricht.<br />

- sie als einzige den Duftsinn in ihre Arbeiten integrieren kann.<br />

- sie bestimmte Bereiche miterfasst, die die anderen Disziplinen vernachlässigen<br />

(z.B. Stoffoberflächen für den Tastsinn).<br />

- sie als einzige fast alle wichtigen Gestaltungskriterien der anderen Künste<br />

besitzt:<br />

+ wie die Architektur den Bezug zum Raum,<br />

+ wie die Musik den Bezug zu den rhythmischen Gesetzmäßigkeiten (sie<br />

erlaubt deshalb wie diese Kompositionen).<br />

+ wie die Malerei den Bezug zur Linie und Farbe.<br />

+ wie die Plastik den Bezug zur Form.<br />

(und wie sie alle die Fähigkeit, mehr oder weniger reflektierte, geistige<br />

Inhalte gestalterisch umzusetzen).<br />

- sie wie keine andere Kunstdisziplin so unmittelbar mit den Grundeinheiten des<br />

Lebens arbeitet: dem Werden, Leben und Tod, den Jahreszeiten und den<br />

verschiedenen Wachstumsfaktoren. Keine andere ist derart mit dem<br />

menschlichen Leben selber verflochten.<br />

- sie im Rahmen eines Gesamtkunstwerkes alle anderen Künste in sich zu<br />

integrieren vermag. (dabei besteht die Gefahr, dass die Integration von<br />

Kunstwerken in einen Standort sie ihrer eigenen Bedeutung beraubt, sie um die<br />

entscheidende Dimension ihres eigenen geistigen Gehalts bringt)<br />

- sie uns Erfahrungen, wie wir sie von keiner anderen Kunstdisziplin bekommen<br />

können (z.B. unter einer duftenden Rosenlaube zu sitzen) ermöglicht.<br />

Bei alledem: Für den einzelnen Menschen ist sie nicht nur die bedeutendste Kunstdisziplin (er<br />

muss es nur wissen), sondern sie wird es in der Zukunft noch verstärkt werden.<br />

Was einen Garten von sonstigen Kunstwerken abhebt, ist auch die Zeit. Er verändert sich von<br />

Stunde zu Stunde, von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr. Mit dem Aufgehen jeder neuen<br />

Blüte erhält er ein neues Gesicht. Als ein nichtstatischer Gegenstand ist er damit in seinem<br />

Aussehen letztlich nur begrenzt festlegbar. Aber es ist gerade diese Eigenschaft, die ihn als<br />

mögliches Kunstwerk so modern erscheinen lässt. Mit der Gartenkunst gelangen in den<br />

Kunstbereich das Zusammenspiel von natürlichen und menschlichen Gestaltungsfaktoren (kräften)<br />

und eine verstärkte aktive Einbeziehung des Betrachters, weil all seine Sinne<br />

gefordert sind. In einer auf rasante Beschleunigung angelegten Computerwelt stabilisiert der<br />

Garten mit seinem natürlichen Beharrungsvermögen uns selber in unserer ansonsten<br />

ruhelosen Welt. Die bisherigen zeitstabilen Werte vieler Kunstdisziplinen haben ihre alte<br />

Bedeutung verloren.<br />

Viele Gartenarchitekten glauben nicht an die Autonomie der Gartenkunst. Sie sehen sich als<br />

Ingenieure. In der Regel dürften sie von ihrem Empfinden her auf sich bezogen Recht haben.<br />

Kaum eine Grünanlage in unserer Umwelt verdient es, als Kunst gesehen zu werden, da ihr<br />

ein geistiger Hintergrund fehlt und damit das über den Alltag abhebende Außergewöhnliche.<br />

Da seit den 70iger Jahren alle Materialien, Elemente zur Kunst erklärt werden können, kann<br />

ein Garten einerseits ihr Rahmen und andererseits als Träger ihrer Inhalte zu einem<br />

Gesamtkunstwerk werden. Es gibt keinen anderen Bereich innerhalb der Künste, in dem das<br />

Produkt bereits von seiner umfassenden Anlage her so als ein Prozess verstanden werden<br />

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