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Der Landschaftsgarten war ein Garten der Mächtigen und Reichen gewesen. Er war nicht der<br />

Vorgänger unserer heutigen Hausgärten. Dessen Vorgänger dürfte eher der Biedermeiergarten<br />

gewesen sein, hervorgegangen aus den Gärten wohlhabender Bürger und den Pfarrhausgärten.<br />

Auf dem Weg zum Villengarten des frühen Reformgartens floss in diesen neben dem<br />

Gedanken des Pittoresken, im damaligen Verständnis des Malerischen, auch der Gedanke des<br />

Ästhetischen als zentraler Wert in die Gartenkunst ein.<br />

Für den Gedanken des Pittoresken haben wir heute kaum noch ein richtiges Verständnis,<br />

obwohl er immer wieder genannt wird. Einst war er das wichtigste ästhetische Kriterium für<br />

einen Landschaftsgarten gewesen. In ihm vereinigten sich das Schöne und das Erhabene<br />

(Sublime, Verfeinerte). Es war der ästhetische Gehalt den man den Gemälden von Lorrain<br />

und Poussin zusprach, das übersteigerte Naturbezogene.<br />

Seit der Antike galt das „Schöne“ als wichtigstes ästhetisches Kriterium. Shakespeare und<br />

Milton stellten ihm das Erhabene zur Seite. Für Joseph Addison (1672- 1719) war die Natur<br />

der wichtigste Ort ästhetischer Erfahrung (viel mehr als die Kunst). Aus diesem<br />

Grundgedanken heraus entwickelten sich im 18. Jh. mehrere Ideen zum ästhetischen<br />

Wahrnehmen der Natur. Eine davon war die Idee des „Pittoresken“.<br />

Edmund Burke (1729 – 1797, Vater des englischen Konservatismus) war in einer<br />

Jugendschrift „Untersuchungen über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und<br />

Schönen“ (1756) auf den psychologischen Hintergrund dieser beiden Gefühle eingegangen<br />

(Selbsterhaltung im Gegensatz zum Erhabenen; Geselligkeit, weil wir das Schöne in der<br />

Gesellschaft lieben). Seine Veröffentlichung führte in England zu einem Erhabenheitskult<br />

(u.a. zu einer neuen Begeisterung für die gotische Architektur, der Suche nach dem<br />

Unheimlichen; in England z.B. zu nächtlichen Wanderungen zum Anstechen von Hochöfen,<br />

die dann feuerspeienden Vulkanen glichen. In Wörlitz ist im dortigen „Vulkan“ noch ein<br />

solcher gedanklicher Ansatz zu finden).<br />

Gegen Ende des 18. Jhs. ließ dann die Begeisterung für das Erhabene nach, und das<br />

„Pittoreske“ übernahm seine Stelle als drittes ästhetisches Kriterium. Inhaltlich wurde es<br />

damals stark von den Beschreibungen chinesischer Gärten von William Temple beeinflusst,<br />

der diesen „Sharawadgi“ zusprach, was aus dem chinesischen Satz „sa-ro-kwai-chi“ abgeleitet<br />

sein soll und soviel wie „das, was durch Unregelmäßigkeiten gefällt“ bedeuten sollte.<br />

Kennzeichnend für das Sharawadgi war, dass es seinen Gestaltungselementen eine<br />

größtmögliche Freiheit zusprach. Dieser Freiheitsgedanke wurde in Beziehung zu den „Bill of<br />

Rights“ gesetzt und von Addison in einem Essay publiziert. Er beschreibt darin eine<br />

Landschaftsvision, in die der Mensch noch nicht eingegriffen hat und in der die Freiheit<br />

herrscht. Dieser Ansatz bestimmte in England dann stark den politischen Bezug des frühen<br />

Landschaftsgartens, der bei uns in der deutschen Gartenkunst völlig unbekannt war. Am Ende<br />

des 18. Jhs. hatte sich dann dieser Freiheitsgedanke durchgesetzt. Statt Shirawadgi wurde er<br />

jetzt als „pittoresk“ bezeichnet. Seit dieser Zeit lässt sich die englische und die deutsche<br />

Gartenkunst unterscheiden. Während die deutsche seit der Romantik verstärkt dem Gedanken<br />

des Erhabenen verhaftet bleibt, ihre Gestaltungselemente dem Ganzen unterwirft, betont die<br />

englische verstärkt deren Individualität. Man sucht eher im Sinne des Pittoresken eine Sphäre<br />

der Freiheit und des Wohlgefühls.<br />

In der Gartenkunst erwuchs über die Forderung nach dem „Pittoresken“ eine Gegenbewegung<br />

zu den Landschaftsgärten Browns. Besonders Price und Knight fehlte in denen das<br />

Dramatische. Price vermisste in ihnen das Malerische (Pittoreske). Er definierte in seinem<br />

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