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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- die Großstadt,<br />

- gegen alles „Unnatürliche“ (was immer sie darunter sahen).<br />

In der Praxis wurden daraus im Kunstbereich die Forderungen nach<br />

- Form und Stil (Schönheit),<br />

- Klarheit, Einfachheit und Zweckmäßigkeit,<br />

- Materialgerechtigkeit,<br />

- Helligkeit.<br />

Sie gingen in die moderne Architektur ein.<br />

In den Vorstellungen der Reformbewegung finden sich (im Rückblick):<br />

positive Gedanken negative Gedanken<br />

- zum neuzeitlichen Individualismus, - in seiner Fortschrittsfeindlichkeit,<br />

- zum heutigen Körperbewusstsein, - in seiner Irrationalität,<br />

- zum ökologischen Naturverständnis, - in seiner Betonung des Völkischen.<br />

- zum heutigen Sozialverständnis.<br />

Viele der negativen Gedanken wurden später besonders im Nationalsozialismus betont<br />

(während die positiven oft abgelehnt wurden). Er war für viele Menschen u.a. so anziehend,<br />

weil er für sie dem Anschein nach viele Gedanken der Lebensreformer übernommen hatte,<br />

Gedanken, die auf einen gesunden, freien und schönen Menschen zielten. Die damit<br />

verbundenen völkisch-rassistischen Ziele und die antidemokratischen Positionen konnten<br />

verdrängt werden, weil man glaubte, von den Folgen nicht betroffen zu sein.<br />

Simmel hatte in seiner Kulturphilosophie die Gedanken Schopenhauers und Nietzsches mit<br />

denen der Lebensreform verbunden. Er gehörte zwar dieser Bewegung selber nicht an,<br />

brachte sie aber den Naturorientierten über die Schilderung des Phänomens der<br />

Lebenswirklichkeit nahe. Er betrachtete das Leben aus verschiedenen Perspektiven und suchte<br />

nach Werten, die das Leben selbst hervorbringt. Der menschliche Geist ist nach ihm nicht<br />

mehr ein Teil der Natur und muss sich deshalb eine eigene Welt aufbauen. Die dabei<br />

entstandenen festen Strukturen müssen vom Leben immer wieder aufgebrochen werden, was<br />

zwar nicht konfliktfrei abläuft, aber die Dynamik des Lebens und damit das<br />

Produktivschöpferische ausmacht. Damit zeigte er der damaligen Gesellschaft die<br />

Möglichkeiten einer Erneuerung der bestehenden Kultur auf.<br />

Im Zentrum der Überlegungen der Lebensreformer stand der eigene Körper, sei es in der<br />

Freikörperkultur, dem Vegetarismus, der Kleiderreform oder der eigenen Triebwelt<br />

(Sexualreform). Das Hauptmotiv für die unteren Bevölkerungsschichten waren dabei die<br />

negativen Folgen der Industrialisierung, während es für die bürgerliche Gesellschaft die<br />

erstarrten viktorianischen Lebensformen waren. Um 1900 war sie zum zentralen Thema der<br />

damaligen Gesellschaft geworden. Man begann über die eigenen Erfahrungen sich und seinen<br />

eigenen Körper zu entdecken. Die Lebensreformer weckten wieder das Bewusstsein für die<br />

Natur „draußen“, wurden sich ihrer eigenen Natur bewusst und versuchten dann beides mit<br />

einander zu vereinen (z.B. in einem neuen Gartenstil).<br />

Für Nietzsche war die Seele die Quelle des menschlichen Empfindens gewesen. Mit seinem<br />

Begriff „homo natura“ hatte er den Menschen mit der Natur gleichgesetzt. Freud hatte dann<br />

als Hauptsitz der psychischen Energie das „Es“ gesehen. „Wo Es war, soll Ich werden“. Über<br />

die Triebe kam der Inhalt des Es zum Ausdruck.<br />

Mit Hilfe von Freuds Psychoanalyse besaß man ein Mittel, seine Selbsterkenntnis<br />

„wissenschaftlich“ zu betreiben. Sie kam der damaligen bürgerlichen Gesellschaft insofern<br />

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