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estimmen. Damit beeinflusst die Architektur das moderne Leben der Menschen mehr als<br />

jede andere Kunstdisziplin, mehr als die Musik, die Malerei oder gar die Literatur. Da der<br />

Mensch ständig von Bauten umgeben ist, wird er dabei auch ständig von der Natur, auf die<br />

hin er biologisch mit seinen Wahrnehmungsorganen und damit mit seinem Stoffwechsel<br />

programmiert ist, fern gehalten. An dieser Diskrepanz leidet der moderne Mensch, ohne dass<br />

er sich dessen oft bewusst ist. In fortgeschrittenem Stadium (Alter) oder bei einer größeren<br />

Sensibilität wird er deshalb krank.<br />

Bis Ende des 19. Jhs. verstand man unter dem Begriff Architektur (abgeleitet von den beiden<br />

griechischen Wörtern „arché“ = der Anfang, das Erste und „techne“ = Handwerk, Kunst. D.h.:<br />

Der Ausdruck bedeutet wörtlich übersetzt „erstes Handwerk“, „erste Kunst“) eine stilgenaue<br />

ästhetische Arbeit, die sich von einer alleinigen Nutzorientierung deutlich abhob. Erst später<br />

erfolgte eine Aufwertung des Funktionalen. Die gestalterische Leistung bestand seitdem in<br />

einer vierfachen Anforderung:<br />

- in der Beherrschung der Raumbildung,<br />

- unter Berücksichtigung ihrer Proportionen,<br />

- dem konstruktiven Umgang mit (oft neuen) Materialien,<br />

- der Beachtung sozialer Aspekte.<br />

Die Architektur ist demnach in erster Linie eine Raumkunst. Und die größten Möglichkeiten<br />

bieten sich hier (unabhängig davon, dass sie z. Z. ihre Aufgabe im Außenbereich nur begrenzt<br />

abdeckt), wegen ihres Raumpotentials in der Gartenkunst. Selbstverständlich ist diese<br />

Raumkunst zugleich eingebettet in der Lösung von Funktionsaufgaben. Sie gehören zu ihrem<br />

kulturellen Aufgabenbereich.<br />

Die moderne Einstellung gegenüber der Architektur, bzw. Gartenkunst ist sehr gegensätzlich.<br />

Sie hängt weitgehend von dem ab,<br />

- was man unter einer Architektur versteht,<br />

- welche Kriterien man an sie anlegt,<br />

- mit welchen Wertungen man sie betrachtet.<br />

Diese Einstellung kann sich sogar im Laufe eines Lebens verändern.<br />

Muthesius: Für ihn wurde ein Bauwerk zu einem Kunstwerk, wenn es nicht nur funktionale<br />

Bedürfnisse befriedigte (1908 über den Architekturbegriff).<br />

Le Corbusier (vielleicht der bedeutendste Architekt des 20. Jhs.. Obwohl er die Funktionalität<br />

und Rationalität in seinen Bauten betonte, forderte er zugleich, dass als<br />

Maßstab für seine Arbeiten allein der Mensch als solcher bestimme).<br />

„Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem<br />

Licht versammelten Baukörper. Unsere Augen sind geschaffen, die Formen<br />

unter dem Licht zu sehen: .... hier liegen die Grundbedingungen der bildenden<br />

Kunst“ (1922).<br />

Gropius: „Nur vollkommene Harmonie in der technischen Zweck-Funktion sowohl wie<br />

in den Proportionen der Formen kann Schönheit hervorbringen“.<br />

Eiermann: „Architektur hat mit Kunst nichts zu tun, ist reine Gedankenarbeit. Architektur<br />

entsteht heute nach ökonomischen, konstruktiven und funktionellen Gesetz-<br />

mässigkeiten“.<br />

(In den Erinnerungen des Autors vertrat 1961 Günther Grzimek für die<br />

Gartengestaltung auch diese Position).<br />

Raumgestaltungen stellen durch ihre Zeitabhängigkeit Symbole für eine bestimmte<br />

Geisteshaltung dar. So beginnt die Gartenkunst erst ihre kulturelle Rolle mit dem<br />

Sesshaftwerden des Menschen zu spielen.<br />

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