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Alle diese einzelnen Versuche hat es gegeben, doch machten sie auch in der damaligen Zeit<br />

nur einen sehr geringen Prozentsatz der Arbeiten eines Gartenarchitekten aus. Selbst im Büro<br />

von Gottfried Kühn hätte man davon nicht leben können. Auch dort bemühte man sich um<br />

möglichst öffentliche Aufträge.<br />

Im Hausgartenbereich wandte man sich von dem architektonischen Garten der 30er Jahre<br />

einer dynamischen Linienführung, einem informellen Garten zu (deutlich bei Mattern,<br />

Hammerbacher und Valentin). Doch schon 1962 hatte Alfred Reich sich wieder für klare<br />

Formen eingesetzt, die auf der IGA dann auch bereits die bevorzugte Ausdrucksform waren.<br />

Dies spiegelte vielleicht am deutlichsten die bestehende Umbruchsituation wider.<br />

Der große, interessierte Auftragsbestand der damaligen Zeit lag aber im öffentlichen Bereich.<br />

(Hausgärten wurden bevorzugt Jungarchitekten überlassen und die dazu gehörenden<br />

Pflanzpläne von Frauen ergänzt). Und dieser Auftragsbestand wurde weitgehend von der<br />

Hannoverschen Schule beherrscht (sie hat nichts mit den Lehrinhalten der heutigen<br />

Universität Hannover gemein!!). In ihr hatte man ideologisch durchsetzte Positionen aus der<br />

Zeit des Nationalsozialismus „verwissenschaftlicht“ und zum anderen das frühere<br />

gärtnerische Berufsbild erheblich ausgeweitet. Noch bei Barth bezog sich der erste Lehrstuhl<br />

nur auf die Gartengestaltung. Aber schon bei seinem Nachfolger Wiepking hieß er „Institut<br />

für Landschafts- und Gartengestaltung“. Dieser „Landschaftsbezug“ machte dann den<br />

überzeugten Nationalsozialisten Wiepking zum Sonderbeauftragten und unmittelbaren<br />

Mitarbeiter Himmlers für die landschaftliche Gestaltung Osteuropas zur „Festigung des<br />

deutschen Volkstums“ (RKF; des „Generalplans Ost“, 1942), d.h. zur Schaffung „neuen<br />

Siedlungsraums für deutsche Siedler“. An seinen geistigen Positionen hatte Wiepking auch<br />

nach 1945 noch festgehalten und sie über seine Lehrinhalte und Personalpolitik verbreitet.<br />

Besondere gartengestalterische Nachkriegs-Leistungen aus dem Kreis um Wiepking sind dem<br />

Autor nicht bekannt. Aber alle wichtigen Planstellen bei den Behörden wurden nach und nach<br />

mit seinen Leuten besetzt (ermöglicht wurde diese Situation, weil plötzlich alle führenden<br />

Planstellen mit Vollakademikern besetzt werden mussten, die es zuvor im Gartenbereich in<br />

diesem Umfang nicht gab).<br />

Der Wandel des Berufsbildes vom Garten- zum Landschaftsarchitekten bedingte neue<br />

Aufgabenfelder<br />

- in den öffentlichen Außenanlagen,<br />

- im Wohnungsbau,<br />

- im Sportplatzbau,<br />

- bei Industrieanlagen,<br />

- im Städtebau,<br />

- (später auch in allen ökologischen Fragen der Natur- und Landschaftspflege).<br />

Die rationale Funktionalisierung der Umwelt entsprach damals allerdings den allgemeinen<br />

technischen und architektonischen Forderungen der Gesellschaft. Diese schleichende<br />

Entwicklung führte zwar nicht weg von der Pflanze, wohl aber von der Gartenkunst. Mattern<br />

vertrat zwar noch eine andere Position. Die Bornimer Schule hatte sich in den 60er Jahren<br />

gegenüber der Hannoverschen Schule aber nicht durchsetzen können. Über ganz Deutschland<br />

legte sich vom Norden bis zum Süden eine biedere, funktionale Grüngestaltung.<br />

Auch die Beziehung zum Gartenbau wurde zunehmend reduziert. Die zuvor bestehende<br />

Verpflichtung zu einer gärtnerischen Ausbildung wurde aufgegeben und durch ein kurzes<br />

Praktikum ersetzt. Genau genommen wurden zwei verschiedene Aufgabenbereiche<br />

zusammengelegt, bzw. wurde eine neue zivilisatorische Aufgabenstellung in die alte des<br />

Gartenkünstlers integriert, bis dieser so an die Seite gedrängt war, dass es ihn nicht mehr gab.<br />

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