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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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menschliche Existenz auch an diese feinstoffliche Reizwelt der Natur stofflich gebunden ist<br />

und sein gesamter Stoffwechsel und damit seine psychische und physische Gesundheit auch<br />

von hier beeinflusst werden. Hier liegt der biologische und damit auch wirtschaftliche<br />

Hintergrund für die kaum zu überschätzende Bedeutung der Gartenkunst für den einzelnen<br />

Menschen und die Gesellschaft in der er sich bewegt.<br />

Über unsere Kultur (als soziales Erbe der Leistungen und Erfahrungen unserer Vorfahren)<br />

bekommen wir die Wertmaßstäbe, wie wir die Natur sehen sollen, was wir an ihr als schön<br />

empfinden, bzw. ablehnen. Sie sind aber für die Natur selber unbedeutend, unbekannt. Die<br />

Pflanzenwelt verlässt sich in ihrer Orientierung weitgehend auf chemische Reize bis hin zu<br />

einer Art chemischer Kommunikation (z.B. Duftstoffe gegen einen Schädlingsbefall), in der<br />

Tierwelt auf Instinkte (die beim Menschen oft verkümmert oder kulturell überlagert sind).<br />

Über seine Wertmaßstäbe betrachtet der Mensch seine gesamte Umwelt. Orientierungsmäßig<br />

kann er sich ihnen nicht entziehen - auch dann nicht, wenn er sie ablehnt. Alles was wir<br />

betrachten, sehen wir durch die Brille dieser Vorgaben. Dies gilt auch für die Betrachtung<br />

seines Gartens. Unser heutiges Problem ist nun, dass wir keine gemeinsamen Gartenmaßstäbe<br />

mehr kennen und deshalb außerhalb einer rationalen Orientierung auch kaum noch ein<br />

Gespräch über die Gestaltung von Gärten führen können.<br />

Der letzte (mir bekannte) größere Versuch Wertmaßstäbe für die Bewertung eines Gartens zu<br />

schaffen, stammte von Hans Schiller. Er hatte sein <strong>Buch</strong> „Gartengestaltung“ bereits in den<br />

Kriegsjahren (vor 1945) konzipiert, als er noch Dozent an der damaligen „Höheren<br />

Gartenbauschule“ in Berlin-Dahlem gewesen war. 1952 erschien die erste Auflage. Die<br />

Besonderheit seiner Anliegen liegt in dem Umstand, dass er sich auch mit grundsätzlichen<br />

Gestaltungsfragen beschäftigte.<br />

Zunächst orientierte sich Schiller an den vier Grundwerten des<br />

- Nützlichen,<br />

- Guten,<br />

- Schönen,<br />

- Wahren.<br />

In jeder ausgeführten Arbeit überlagern sie sich, stehen neben- mit- und gegeneinander. „Das<br />

Wahre, ..., schließt alle drei anderen ein“. Im praktischen Leben lassen sich die drei<br />

Grundwerte durch drei ethische Gesetze in jeder Gestaltungsarbeit sichern, dem Gesetz der<br />

- Entschiedenheit,<br />

- Wahrhaftigkeit,<br />

- Entsprechung (Proportionalität).<br />

(Dieser Ansatz folgt voll dem Gedankengut der Lebensreformbewegung).<br />

Entschiedenheit: Gemeint ist eine klare Entscheidung für eine Gestaltungsaussage. Ein<br />

Element, eine Aussage muss immer überwiegen. Die anderen Gedanken<br />

dürfen sie nur begleiten. Unentschiedenheit in einer Gestaltung führt nur zu<br />

einer unbefriedigenden Halbheit.<br />

D.h., gestalterisch überwiegen muss<br />

- in einem Garten, das Haus oder der Garten.<br />

- bei einem Haus, das Dach oder die Wand.<br />

- bei einer Farbgebung eine Farbe (usw.).<br />

Nur über eine klare Entschiedenheit lässt sich eine Harmonie erreichen.<br />

(Gegen diesen Gedanken wird in unseren heutigen Gartenschauen<br />

ständig verstoßen, weil man in ihnen zu viele Gedanken (Gartengestalter,<br />

Planungsbüros) zu berücksichtigen versucht).<br />

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