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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- Eine erneute Erfahrung des Nahrungsmittelanbaus als Urerfahrung.<br />

- Das Finden eines Stücks Heimat durch die Migranten, die weitgehend aus<br />

kleinbäuerlichen Verhältnissen kommen.<br />

Die allgemeine Gartenkultur hat sich seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute<br />

weitgehend zu einer passiven Ziergarten- und einer mehr oder weniger aktiven luxuriösen<br />

Erholungsgartenkultur entwickelt. Beide geistig relativ inhaltsleer. Durch die Rückbesinnung<br />

auf die Lebensreformbewegung in den 1970er Jahren und deren Ausreifen zu einem<br />

rationalorientierten ökologischen Bewusstsein, haben wir seit den 1990er Jahren zaghafte<br />

Versuche eines neuen ästhetischen Vortastens, das von der Bevölkerung allerdings trotz aller<br />

Gartenschauen und trotz der vielen Zeitschriften und Publikationen kaum beachtet wird. Der<br />

Nutzgarten wäre ein neuer inhaltlicher Ansatz, zumal das Wachstum unserer<br />

Wohlstandsgesellschaft, die Begrenztheit der Ressourcen und die allgemeine Zunahme der<br />

Menschheit uns in vielen Lebensbereichen zwangsweise wieder verstärkt zu unseren<br />

Ursprüngen zurückführen wird.<br />

Unsere heutigen, ursprünglich ummauerten Küchengärten kennen wir erst seit etwa 150<br />

Jahren, d.h. Gemüsegärten, in denen aus ästhetischen Gründen auch Zierpflanzen gezogen<br />

werden. Sie waren bereits der Ausdruck eines gewissen Wohlstandes im Bürgertum. Heute<br />

spielen, neben den bereits genannten Ursachen, eine Rolle<br />

- ein zunehmendes Gesundheitsbewusstsein (der industriell produzierten Mas-<br />

senware wird, oft auf Vorurteilen beruhend, eine geringe<br />

Nahrungsqualität zugesprochen),<br />

- die oft geringe Geschmacksqualität vieler Massenertragssorten (Tomaten<br />

werden z.B. nur noch als geschmacklose, rote Wasserbällchen<br />

gesehen),<br />

- die ständige Verfügbarkeit von Gewürzkräutern (durch das Fernsehen ist das<br />

Kochen auch zu einer beliebten Freizeittätigkeit geworden).<br />

Der Gestaltung solcher Gärten sind kaum Grenzen gesetzt. Mangold und Kohlarten bringen<br />

Farbe in sie hinein. Mit Hilfe von Monatserdbeeren oder Küchenkräutern können die Beete<br />

eingefasst werden. Ihre heute so beliebte Viereraufteilung, die man geschichtlich gerne bis auf<br />

die altpersischen, vierteiligen Gärten (Chahar bagh) zurückführt und die man als Erbe der<br />

römischen, bzw. der Klostergärten sieht, die dann in die Tradition der Bauerngärten<br />

eingegangen sind, hat ihre tatsächliche Herkunft in der Anlehnung an die Dreifelderwirtschaft<br />

des Mittelalters. Ein Acker wurde damals in drei Quartiere aufgeteilt:<br />

1. Jahr: Brache (Nutzung als Weide; in späterer Zeit Kartoffelanbau),<br />

2. Jahr: Wintergetreide und Bodenbearbeitung,<br />

3. Jahr: Sommergetreide und Selbstbegrünung.<br />

Etwas Vergleichbares kannte man auch für die Fruchtfolge im Garten, nur dass man hier den<br />

vorgesehenen Bereich in vier Quartiere aufteilte:<br />

1. Quartier: Starkzehrer (u.a. Kohlarten, Lauch, Sellerie),<br />

2. Quartier: Mittelzehrer (u.a. Zwiebeln, Möhren, Rote Beete, Schwarz-<br />

wurzeln),<br />

3. Quartier: Schwachzehrer (u.a. Bohnen, Erbsen, Kräuter),<br />

4. Quartier: Dauerpflanzen (sie blieben hier auf dem gleichen Standort über<br />

Jahre: z.B. Rhabarber).<br />

Die ersten drei Quartiere wechselten dann jährlich, indem im jeweils nächsten Jahr<br />

- die Starkzehrer auf die Beete der Schwachzehrer rückten,<br />

- die Mittelstarkzehrer auf das Feld der Starkzehrer und<br />

- die Schwachzehrer auf das der Mittelstarkzehrer.<br />

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