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Als Raumkunst, Außenarchitektur haben Gärten immer eine Funktion - und wenn dies nur<br />

eine psychisch aufbauende gegenüber unserem zivilisatorischen Alltagsleben ist. Als<br />

Kunstform ist sie diejenige, die den Menschen in ihrem Naturbezug am meisten anspricht.<br />

Ihre ästhetische Wirkung wird erreicht durch<br />

- ihre phylogenetisch angelegten Bildbezüge,<br />

- die Ausgewogenheit der Anordnung der Elemente,<br />

- der Harmonie ihrer Formen und Proportionen.<br />

Der Mensch empfindet Wahrnehmungsreize dann als angenehm, wenn sie sich in einer<br />

bestimmten Reihenfolge wiederholen. Er ist darauf biologisch programmiert. Mit seinem<br />

angeborenen Gefühl für Rhythmus (Herzschlag der Mutter, eigener Herzschlag, das Ein- und<br />

Ausatmen, der Wechsel von Schlaf und Wachsein usw.) korrespondiert sein Empfinden für<br />

die Strukturierung von Flächen und Räumen: d.h. unter anderem<br />

- ihrem Verhältnis von offenen und geschlossenen Anteilen.<br />

(Stehen die Elemente zu eng, so werden die Flächen und Räume als überladen<br />

empfunden.<br />

Stehen die Elemente zu weit auseinandergezogen, empfindet man die Flächen<br />

und Räume gestalterisch als nicht bewältigt).<br />

- dem Zusammenspiel der gegenseitigen Beziehungen<br />

(z.B. zwischen den Elementen allgemein, den Körpern untereinander, den<br />

Körpern zum Raum).<br />

In größeren Grünanlagen ist auch die Zeitdimension verstärkt zu beachten. Man durchquert<br />

ihre verschiedenen Räume innerhalb einer bestimmten Zeit. Dabei kann bei deren<br />

Wahrnehmung ein bestimmter Rhythmus empfunden werden, der deren Folge unterstreicht<br />

oder Funktionsbereiche verstärkt heraustreten lässt. Dabei können sogar musikalische<br />

Gesetzmäßigkeiten aufgegriffen werden, indem man die verschiedenen Raumfolgen auf<br />

einfache Zahlenverhältnisse gründet. In seiner Ganzheit kann ein Garten ein Ordnungssystem<br />

darstellen, das wie ein Musikstück von seiner geistigen Substanz her reflektiert werden kann<br />

(z.B. von seinen Harmonien, seiner Rhythmik aber auch von seiner geistigen Symbolik,<br />

seinen Allegorien).<br />

Dabei kann in einem Garten die Natur in einen Gegensatz zur Kultur, zum Gebauten gebracht<br />

werden. Von beiden Welten beeinflusst, kann er zu einer zentralen Lebenswelt eines<br />

Menschen werden. Er muss sich erst dieser Möglichkeit bewusst werden. Früher diente die<br />

Natur dem Menschen allein als existentielle Nahrungsgrundlage. Als Kunstwerk dient sie als<br />

Kulturprodukt primär der Verbesserung seiner Lebensqualität - und immer war der Garten<br />

auch ein bedeutsames Statussymbol:<br />

In verschiedenen Gartenräumen kommen seine verschiedenen Funktionen zum Tragen. Ein<br />

Problem unserer heutigen, oft kunstgewerblich orientierten Gärten ist das Aufgreifen zu vieler<br />

Stilelemente. Durch diesen Eklektizismus wird die gestalterische Formensprache zerstört. Es<br />

kommt zu einer Sinnentleerung. Die formale und geistige Einheit eines Gartens wird dadurch<br />

vernichtet.<br />

Die Wahrnehmung von Architektur hängt weitgehend vom Informationsstand der<br />

Wahrnehmenden ab. Die Gartengestaltung wird in der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht als<br />

Kunstdisziplin diskutiert. Anders als die Musik, das Theater oder die Malerei ist sie kein<br />

allgemeines kulturelles Gesprächsthema. Gründe dafür sind u.a.,<br />

- dass es nur wenig neuere Arbeiten gibt, die aus dieser Sicht besprochen werden<br />

können.<br />

- dass kaum ein Kunsthistoriker von ihr etwas versteht (sie befindet sich<br />

außerhalb seines Blickfeldes).<br />

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