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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- Wildnis- und Sukzessionsflächen (ihre<br />

standortgemäße, ökologische Entwicklungen).<br />

Für den öffentlichen Bereich kamen noch die Verkehrsflächen hinzu. Übrig geblieben von<br />

diesen Ansätzen ist nach einem relativ kurzen Klärungsprozess<br />

- eine allgemeine Stärkung des ökologischen Denkens (dies nicht nur als ein<br />

Ergebnis der Kasseler Schule),<br />

- eine verstärkte Integration von Wildpflanzen, bzw. von Pflanzen mit einem<br />

Wildpflanzencharakter in unsere Gärten, bzw. Staudenanlagen.<br />

- Die Akzeptanz einer gewissen Eigendynamik im Pflanzenbeet (im Gegensatz<br />

zu dem bis dahin statischen, sich nicht verändern dürfenden Entwurf).<br />

Während zuvor alle klassischen Staudenpflanzungen nach Geselligkeits-<br />

stufen ständig einer selektiven Pflege bedurften, um das einmal erzielte<br />

ästhetische Bild zu erhalten, wurden sie jetzt durch verwilderungsfähige<br />

Pflanzen und deren Eigendynamik bereichert.<br />

Der einflussreichste Schüler dieser Schule ist vielleicht Dieter Kienast gewesen.<br />

Dieter Kienast (1945 – 1998, Schweizer Landschaftsarchitekt; Promotion in Kassel mit einem<br />

pflanzensoziologischen Thema zur Ruderalflora; Prof. in Rapperswill, in<br />

Karlsruhe (1992-1997) und an der ETH Zürich. In seinen vielen Schriften<br />

über seine Projekte äußerte er sich in einem breiten Rahmen auch zu<br />

theoretischen Fragen der Gartengestaltung. Kienast hatte drei Schaffensab-<br />

schnitte:<br />

- Zunächst „ökologische“ Phase im Sinne der Kasseler Hochschule (u.a.<br />

Inszenierungen von Spontanvegetationen),<br />

- Nach der Rapperswiller Professur radikale Wende (1980) und<br />

Hinwendung zur klassischen Gartenarchitektur. Er sah ab jetzt die Natur<br />

nicht mehr als die alleinige Gestalterin an. Er entwarf jetzt Natur. Erstes<br />

Gestaltungsergebnis nach dieser Wende: Brühlpark in Wettingen (1984).<br />

Jetzt bewusster Formwille von funktionalistischen Räumen in Sinne Ernst<br />

Cramers (oft als Gegenreaktion auf die zeitgleichen organischen land-<br />

schaftlichen Planungen). Seine Gartenräume wirken minimalistisch leer.<br />

- Spätwerke: Eingehen auf die Natur und ihre Erscheinungen. Durch die<br />

Integration der Spontanvegetation in seine formale Gestaltung, unterwan-<br />

dert er deren strengen Formen und beginnt mit ihnen zu spielen.<br />

Das Verdienst Kienasts ist, dass er wieder ökologische und ästhetische Gesichtspunkte<br />

zusammengebracht hat. Unter dem Einfluss der amerikanischen Minimalisten (u.a. Donald<br />

Judd) und der Land Art kam er zu einer eigenen architektonischen Sprache. Seine Arbeiten<br />

wurden bestimmt von:<br />

- Formbewusstsein und Prozessorientierung,<br />

- dem Dialog zwischen Architektur und Natur,<br />

- Beschränkung auf das Wesentliche,<br />

- Rückkehr zu Traditionen und handwerklichen Fertigkeiten,<br />

- Verweben von Zeit- und Formschichten,<br />

- Herausarbeiten des sinnlichen Erlebnisbereichs (z.B. Duft, Lichtspiel),<br />

- Akzeptanz von Brüchen, Unfertigem, Prozeßhaftem.<br />

Neben zeitlosen Werten bekannte Kienast sich zur Offenheit unserer gesellschaftlichen<br />

Entwicklung. Berühmt wurde sein Satz: „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage“. Er<br />

hat zwar selber direkt nichts Wesentliches zur Gestaltung eines Staudenbeetes, aber<br />

entscheidend wieder zur Ästhetisierung der heutigen Gartengestaltung beigetragen.<br />

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