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Entsprechend werden sie oft als Privileg, das nicht jedem zur Verfügung steht, behandelt. Sie<br />

verkünden Wohlstand und Geschmack und erlauben es, ein kleiner König zu sein, indem sie<br />

abgegrenzt von den Nachbarn, der vielfältigen Individualität unter den Menschen eine freie<br />

Entwicklungsmöglichkeit erlauben.<br />

Die politische Bedeutung von Gärten ist früh erkannt worden. Der „Englische Garten“ in<br />

München war auch ein Versuch, die Auswirkungen der französischen Revolution nicht nach<br />

Bayern gelangen zu lassen. Erwin Barth (1880 – 1933, erster deutscher Hochschullehrer für<br />

Gartengestaltung), der vielleicht letzte Generalist hatte unter dem Einfluss der<br />

Reformbewegung die damaligen Gärten nach sozialen Gesichtspunkten unterschieden: Gärten<br />

für die / das<br />

- Besitzlosen: + Öffentliche Grünanlagen. „Der Jugend zum Spiel, dem Alter<br />

zur Ruh, der Stadt zum Schmuck“.<br />

+ Kleingärten für die Selbstversorgung.<br />

- Mittelklasse: + regelmäßige Anlagen (wegen der rationaleren Nutzung des<br />

begrenzten Raumes).<br />

+ wohnlicher Aufenthaltsraum für die Familie.<br />

+ kleines Spiel- und Sportangebot.<br />

+ körperliche Beschäftigung in der Natur (besonders im Nutz-<br />

garten).<br />

- Großbürgertum:<br />

+ großräumige Gärten.<br />

+ um das Landhaus repräsentative Stauden- und Rosenbeete.<br />

+ Nutzgarten mit Tennisanlagen, Bad und evtl. Reitplatz.<br />

14. Die Natur und der Kulturbezug<br />

Die Ästhetik eines Gartens erwächst aus dem Spannungsfeld von Natur und Kultur und dem<br />

beim Betrachter einen Reiz auslösenden Angedeuteten. Die Gartenkunst beinhaltet immer<br />

auch einen Bezug zur Natur und Kultur, zur Welt und kann deshalb nie nur eine zur Schau<br />

gebrachte Subjektivität sein. Ihr Bezugsrahmen ist damit oft weiter als in den übrigen<br />

modernen Künsten. In ihrer Dualität setzt sie bei ihrem Schöpfer und Betrachter eine gewisse<br />

Kultur voraus, d.h. eine gewisse bewusste oder unbewusste Arbeit an sich selber (erfolgte sie<br />

nicht, bleibt man immer nur ein Konsument). Sie ist ein Ergebnis der Selbstformung durch<br />

Bildung. Plotin verglich sie einmal mit der Arbeit eines Bildhauers:<br />

„Ziehe Dich in Dich selbst zurück und betrachte Dich selbst. .... Meißle von Dir<br />

alles Überflüssige weg, glätte hier und säubere dort, mach das Krumme gerade,<br />

erhelle das Dunkle und lass es rein werden - ..., bis Du die Weisheit erblickst“.<br />

Jeder Mensch bringt in seinen Garten seine biologischen und seine kulturellen Vorgaben. Für<br />

Konfuzius war es der Weg zu einer inneren Harmonie, für uns heute ist es der Versuch einer<br />

Antwort nach dem Sinn, nach dem Sinn unseres Tuns, unseres Lebens usw. Die kulturelle<br />

Antwort liegt in der „Stärke“, die ein Garten auszustrahlen vermag.<br />

Andererseits ergibt sich die Kultur im Allgemeinen durch die Fähigkeit des Menschen auf die<br />

Leistungen seiner Vorgänger durch Imitation zurückgreifen zu können und diese Leistungen<br />

in Form einer eigenständigen Evolution ständig zu verbessern. Für die Gartenkunst tritt dabei<br />

ein Problem auf, wenn man glaubt, überholte Wahrnehmungen durch neue Sichtweisen<br />

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