25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wohnhäusern den künstlerischen Charakter verweigern und stattdessen auf einen<br />

ästhetischen und menschlichen abzielen“.<br />

Er trennt hier das Künstlerische vom Menschlichen und Ästhetischen, was eigentlich nicht<br />

getrennt werden kann. Das Menschlich-Ästhetische ist immer mit Kunst gleichzusetzen<br />

gewesen, weil über das Menschliche ein geistiger Gedanke in eine Arbeit einfloss und über<br />

das Ästhetische das formale Prinzip. Gerade sein Haus „Malaparte“ auf Capri belegt dies auf<br />

eine besondere Weise - ein Haus, das sich an seinem „Ort“ zwar bescheidener hätte einfügen<br />

können, aber in seiner roten Farbe ein Fanal des menschlichen Triumphes über die Natur<br />

darstellt. Es ist gerade die heutige Gartenkunst, die dem „Ort“ in der Natur wieder seine<br />

eigene Bedeutung zurückgibt.<br />

Natur und Kunst:<br />

Als Kunst im weiten Sinne versteht man alles, was der Mensch hervorgebracht hat (in<br />

Abgrenzung zu den Dingen der Natur). Bei dieser Begriffsbestimmung treten zwei Probleme<br />

auf; Zum einen ist der Mensch selber ein Teil der Natur und seine Tätigkeiten können immer<br />

nur innerhalb dieser seiner Grenzen erfolgen und zum anderen in den Bereichen, in denen er<br />

diese seine Natur unmittelbar mit Elementen der Natur zum Ausdruck bringt. Letzteres ist<br />

z.B. in der Gartenkunst der Fall. Immer wieder hat es darum Bestrebungen gegeben, ihren<br />

Kunstcharakter zu bezweifeln, obwohl alle Gärten zunächst reine Kulturprodukte, d.h.<br />

Gestaltungsbereiche einer spezifischen Lebenswelt sind.<br />

Wenn man heute die Kunst in die vier Hauptbereiche Musik, Literatur, bildende Künste und<br />

darstellende Künste einteilt und die bildenden Künste wiederum in die Baukunst, Plastik,<br />

Malerei, Grafik und das Kunsthandwerk, dann bildet die Gartenkunst neben dem Hochbau<br />

und der Innenarchitektur einen der drei Bereiche der Raumkünste (Baukünste) - dies<br />

allerdings auf einem archetypischen Hintergrund, wie ihn keine andere Kunstdisziplin<br />

aufzuweisen vermag, nicht einmal die Musik. Es gibt keine andere Kunstdisziplin, in der zur<br />

Kommunikation mit dem Werk derart alle Sinne gefordert, bzw. eingespannt werden können.<br />

Keine andere Kunstdisziplin kann z.B. mit dem Ursinn aller Verständigungen, dem<br />

Wahrnehmen chemischer Stoffwechselabläufe (der Verarbeitung von Düften) so umgehen<br />

wie sie. Vielleicht fühlt man sich z.B. dem Paradies am nächsten, wenn an einem lauen<br />

Sommerabend in einem Innenhof nur das Plätschern eines Brunnens hört und der ganze Raum<br />

vom intensiven Duft der Pflanzen geschwängert ist (vielleicht geben davon noch die Reste des<br />

maurischen Orangenhofes an der Kathedrale von Sevilla eine Ahnung). Es ist kein Zufall,<br />

dass in allen Kulturen der Garten immer wieder mit deren Paradiesvorstellungen in<br />

Verbindung gebracht wurde. Es ist eine andere Tatsache, dass unsere heutigen Gärten diese<br />

Ansprüche nicht befriedigen. Der Versuch der Hannoverschen Schule auf die technischen<br />

Wissenschaften zu bauen, hat zu einer Vernachlässigung des humanen emotionalen und damit<br />

dem künstlerischen Prinzip geführt. Die beruflichen Möglichkeiten ihrer Schüler wurden zwar<br />

auf der akademischen Ebene erheblich ausgeweitet, die Gartenkunst aber selber, auf die ihr<br />

erster Hochschullehrer Erwin Barth noch einen so großen Wert gelegt hatte, wurde als<br />

Fundament aufgegeben, bzw. ins Vergessen gedrängt.<br />

7. Versuch: Gartenkunst und Kunstgeschichte<br />

Natürlich kann man sich die Frage stellen, welche Bedeutung diese kunstgeschichtlichen<br />

Ausführungen überhaupt für die Gartenkunst haben. Bei flüchtiger Betrachtung vielleicht<br />

keine. Doch für die Fragestellung, ob die Gartenkunst zu den Künsten gezählt werden könne,<br />

bzw. müsse, ist entscheidend, was unter dem Begriff „Kunst“ als Kulturleistung überhaupt zu<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!