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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- Der mesopotamische Garten steht für einen heiligen Raum neben einem<br />

Tempel.<br />

- Der islamische Garten ist ein Ort der Sinnesfreude unter einem freien Himmel.<br />

- Im Garten von „Versailles“ symbolisiert sich der Absolutismus,<br />

in „“Stowe“ der Liberalismus,<br />

in „Hombroich“ eine Rückbesinnung auf die Natur.<br />

Die ersten Gärten dienten funktional dem Nahrungserwerb oder in Verbindung mit religiösen<br />

Ritualen der Herausstellung eines persönlichen Status, d.h., sie dienten dann bereits einer<br />

zeremoniellen Repräsentation. Damit deckten sie bis Anfang des 19. Jhs. die beiden<br />

wesentlichen Aufgaben eines Gartens ab. Mit der zunehmenden Entfremdung des Menschen<br />

von der Natur durch die Industrialisierung und die Rationalisierung unserer Umwelt wurde<br />

die sinnliche Funktion zu einer entscheidenden Aufgabe. Die Zeit des „Reformgartens“<br />

begann.<br />

Jede Lösung von Raumaufgaben ist abhängig von drei Aufgaben:<br />

- der Umwelt (in der Gartengestaltung z.B. von den bodenkundlichen und<br />

klimatischen Bedingungen),<br />

- sozialen Forderungen (z.B. Wert- und Rechtsvorstellungen),<br />

- Projektionen (z.B. den Vorstellungen des Auftraggebers oder Planers; den tief<br />

in ihnen schlummernden „Paradiesvorstellungen“).<br />

Arbeitstechnisch sind dann mehrere Kriterien zu berücksichtigen:<br />

- Funktionen: Ihre Klärung und Abdeckung ist die erste Hauptaufgabe jeder<br />

Planung (ihrer Zwecke).<br />

- Räume: Der Bedarf für die Gestaltung (z.B. ihre Dimensionen).<br />

- Formen: Die Einbindung der Funktionen in einen formalen Rahmen (z.B.<br />

Strukturen). Bei kulturell höheren Ansprüchen auch in einem<br />

ästhetischen Rahmen.<br />

- Konstruktionen: Die technische Umsetzbarkeit (z.B. das Material),<br />

- Umweltbezüge: Sichtbezüge (Einfügungen, Kontraste),<br />

- ideele Bezüge: Bestimmte Wertbezüge, Genius loci, evtl. politische,<br />

soziale oder ökologische Zusammenhänge.<br />

2. Die Funktion<br />

(= Die Erfüllung eines Zwecks)<br />

Jede Funktion erschöpft sich nicht allein in der Nutzung einer Anlage. Sie ist auch zugleich<br />

das zeitabhängige Spiegelbild einer Kultur. So zeigen historische Bauwerke oft über lange<br />

Zeiträume die gleichen archetypischen Merkmale (allerdings ausgeführt in ihren jeweiligen<br />

verschiedenen technischen Möglichkeiten).<br />

Unter einer Funktion verstehen wir die Aufgaben einer Anlage, bzw. die Erwartungen, die an<br />

sie gestellt werden. Dazu gehört deren Infrastruktur, aber auch deren soziale Aufgaben, wie<br />

auch die Organisation, der in ihr stattfindenden Arbeitsabläufe (z.B. Pflege).<br />

Zusammengefasst kann man im Sinne der Systemtheorie die Funktion einer Anlage als deren<br />

Aufgabe und den Zweck definieren. Vorgaben (Ort, Material, Kapital und Informationen)<br />

werden in eine neue Ausgangsgröße umgewandelt. Beim Strukturfunktionalismus enden<br />

biologische Systeme mit deren Tod (ein Garten ist ein teilbiologisches System). Um ihn als<br />

historische Kulturleistung zu erhalten, setzt die Denkmalpflege mit ihrer Arbeit ein. Aus<br />

Kostengründen dürfte sie innerhalb eines Kulturgebietes nur auf einige wenige, beispielhafte<br />

Musteranlagen beschränkt bleiben (wie z.B. der Rekonstruktion des Hortus Palatinus in<br />

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